Reise des olympischen Feuers:Pakistan ändert Route des Fackellaufs

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Das olympische Feuer ist in Pakistan eingetroffen. Die Strecke des Fackellaufs wurde aus Angst vor Anschlägen kurzfristig verlegt.

Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen ist das olympische Feuer in Pakistan eingetroffen. Der Präsident der Pakistanischen Olympischen Vereinigung, Syed Arif Hassan, nahm die Flamme nach ihrer Ankunft auf der Luftwaffenbasis Chaklala nahe der Hauptstadt Islamabad in Empfang. Der Lauf am Nachmittag wurde aus Sicherheitsgründen von den Straßen in der Innenstadt Islamabads in das Jinnah-Sportstadion verlegt. In Pakistan kommt es immer wieder zu tödlichen Selbstmord- und Bombenanschlägen muslimischer Extremisten.

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"Wir erwarten keine Demonstrationen gegen China, aber es gibt andere Sicherheitsbedrohungen", sagte Hassan. "Wir werden unseren chinesischen Gästen absolute Sicherheit bieten."

Pakistan pflegt enge Beziehungen zu China. Hunderte Soldaten, paramilitärische Truppen und Polizisten sind während des Fackellaufs in und außerhalb des Jinnah-Stadions eingesetzt. Elitesoldaten werden gemeinsam mit den 66 pakistanischen Sportlern laufen, die die Fackel in dem Stadion tragen werden. Am Donnerstag soll die Flamme im Nachbarland Indien eintreffen.

Aus Sicherheitsgründen haben die indischen Behörden die Länge des Fackellaufs von neun auf etwa 2,5 Kilometer verkürzt. Rund 15.000 Polizisten sollen die Route absichern. Mindestens drei indische Fackelläufer haben ihre Teilnahme an der Veranstaltung inzwischen abgesagt.

Einen Tag vor dem Fackellauf in Neu Delhi versuchten Exiltibeter in der indischen Hauptstadt erneut, die chinesische Botschaft zu stürmen. Die indische Nachrichtenagentur PTI meldete unter Berufung auf die Polizei, den rund 60 Demonstranten, darunter auch Frauen, sei es nicht gelungen, auf das schwer gesicherte Botschaftsgelände vorzudringen. Sie seien noch vor der ersten Stacheldrahtbarriere festgenommen worden.

Exiltibeter waren im vergangenen Monat in das Gelände der Botschaft eingedrungen. Die indische Botschafterin in Peking, Nirupama Rao, war daraufhin vom chinesischen Außenministerium einbestellt worden.

Die Exiltibeter haben für den Fackellauf in Neu Delhi zu Protesten aufgerufen. In Indien leben rund 100.000 Exiltibeter, mehr als in jedem anderen Land. Seit dem 10. März kommt es in Indien immer wieder zu chinafeindlichen Protesten.

Audi verzichtet offenbar auf Werbeaktion am Everest

Nach einigen Zwischenstationen in Asien und Australien soll die Fackel durch Tibet und auf den Mount Everest im Himalaya getragen werden. Der höchste Berg der Welt gilt den Tibetern als heilig, weswegen exiltibetische Aktionsgruppen den Fackellauf auf dieser Route scharf kritisiert haben. Aus ihrer Sicht untermauert Chinas kommunistische Führung damit ihren Machtanspruch auf das größte Hochland der Erde.

Offenbar verzichtet der deutsche Autobauer Audi wegen des politischen Streits um den Fackellauf in Tibet auf eine geplante Werbeaktion mit seinem neuen Geländewagen am Mount Everest. "Wir wollen nicht noch Öl ins Feuer gießen", hieß es von Seiten informierter Kreise. Details wurden nicht genannt. Ob jetzt nur eine Werbeveranstaltung für anreisende ausländische Journalisten abgesagt oder welche Pläne geändert wurden, blieb zunächst offen.

Chinesische Medien werden von Audi weiter eingeladen. Auf Anfrage wollte sich eine Mitarbeiterin der Werbeabteilung von Audi in Peking nicht zu dem Verzicht äußern, sondern verwies auf die Konzernzentrale in Deutschland.

Am 20. Juni hat Audi in der tibetischen Hauptstadt Lhasa am Platz vor dem Potala-Palast, dem früheren Sitz des im Exil lebenden Dalai Lama eine weitere Veranstaltung geplant. Dort soll die Flamme vom Mount Everest mit der Fackel vereint werden, die bis dahin um die Welt und durch Teile Chinas getragen worden ist. An seinem Sponsoring hält der Konzern nach eigenen Angaben aber unverändert fest.

Unterdessen hat Australien den umstrittenen chinesischen Wächtern der olympischen Flamme mit Festnahmen gedroht, sollten sie beim Fackellauf in Canberra eingreifen. "Wenn sie irgendjemanden anfassen, können sie festgenommen werden", sagte der Organisator des australischen Fackellaufs, Ted Quinlan. Die Fackel soll am 24. April durch die Hauptstadt Canberra getragen werden. Die Chinesen sollen auf Weisung der australischen Behörden während des gesamten Fackellaufs in einem Bus bleiben. Die Sicherheit der Fackel gewährleiste allein die australische Polizei.

Die Wächter waren bei den anti-chinesischen Demonstrationen während des Fackellaufs in Paris, London und San Francisco unangenehm aufgefallen. Sie rempelten Zuschauer an und drängten Demonstranten rücksichtslos aus dem Weg.

China-Sympathisanten haben für den 24. April zu einer Massendemonstration in Canberra aufgerufen. Es würden mindestens 10.000 Menschen erwartet, sagte Organisator Zhang Rongan. Die Polizei darf Demonstranten durchsuchen und für den Anlass verbotene Gegenstände wie rohe Eier, wassergefüllte Ballons oder Wassereimer konfiszieren.

© AFP/AP/dpa/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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