Einer nach dem andern betreten die neun Männer den Sitzungssaal eins im Oberlandesgericht Stuttgart, begleitet von je zwei Justizbeamten. Neun Männer zwischen Anfang 40 und Anfang 60, die meisten mit kurzem Haar, einige mit Bauchansatz, drei mit grauem Pulli, zwei von ihnen bedecken ihr Gesicht mit einem Heft vor den Fotografen. Fast eineinhalb Jahre lang haben sich die Männer nicht mehr gesehen. Jetzt nicken sie sich zu, grüßen sich und nachdem ihnen die Handschellen abgenommen worden sind, schütteln sich manche die Hände. Ein, zwei Minuten lang verhalten sie sich wie Männer auf einem Klassentreffen. Dann, um 10.18 Uhr an diesem Montagvormittag, betreten die fünf Richter des dritten Strafsenats den Sitzungssaal. Und alle neun Angeklagten erheben sich, um den Vertretern des Staates, den sie laut Anklage umstürzen wollten, ihren Respekt zu zeigen.
Reichsbürger-Prozess in Stuttgart:Hochverräter, keine Spinner
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Die Bundesanwaltschaft wirft neun Männern vor, dass sie den Staat umstürzen wollten. Der Prozessauftakt lässt erahnen: Dieses Verfahren wird kompliziert.
Von Benedikt Warmbrunn, Stuttgart

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