Region am Schwarzen Meer:Abchasien - Land der Sterblichen

Die kaum bekannte autonome Republik am Schwarzen Meer sieht sich als unabhängig von Georgien. Russland tritt als Schutzmacht auf. Die Narben des Bürgerkriegs der Neunziger Jahre sind heute noch sichtbar. Bilder des preisgekrönten Fotografen Florian Bachmeier.

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(Foto: Florian Bachmeier)

Markttag in Gali, einer Stadt in der Autonomen Republik Abchasien am Schwarzen Meer. Der preisgekrönte Fotograf Florian Bachmeier hat die kleine, kaum bekannte Region bereist. SZ.de zeigt eine Auswahl seiner Abchasien-Fotos. Bachmeier hat sich auf Osteuropa spezialisiert, er lebt in München und Madrid.

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(Foto: Florian Bachmeier)

Abchasien gehört völkerrechtlich zu Georgien - lediglich die "Schutzmacht" Russland, Nicaragua und drei andere Staaten erkennen die abtrünnige Provinz als unabhängigen Staat an. Moskau unterhält dort eine Militärbasis und sichert die Existenz des "Landes der Sterblichen", was der Name Abchasien übersetzt bedeutet.

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(Foto: Florian Bachmeier)

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion rief die georgische Region Abchasien 1992 die Unabhängigkeit aus - es begann ein blutiger Bürgerkrieg, in Zuge dessen es auch zu brutalen Übergriffen auf die Zivilbevölkerung kam. Nach dem Krieg wurden mehr als 200 000 Georgier aus der Region vertrieben oder flohen. Noch heute sind in der Region Gali, nahe der georgischen Grenze, viele Gebäude zerstört.

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(Foto: Florian Bachmeier)

Manche Geflüchtete kamen Jahre später in die vom Krieg gezeichnete und von Armut gebeutelte Region zurück. Diese früheren Bergleute leben heute in einem halbverfallenen Gebäudekomplex.

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(Foto: Florian Bachmeier)

Bachmeier hat auch Bagrat fotografiert, stolz trägt er seine Orden. Der Abchase war gerade 18, als der Bürgerkrieg tobte. Obwohl er Einzelkind ist, durfte er damals in den Kampf ziehen - eigentlich war das verboten.

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(Foto: Florian Bachmeier)

Krieg und Kriegsverbrechen haben sichtbare Narben in der Gesellschaft Abchasiens hinterlassen. Die Vereinten Nationen und die EU vertreten die klare Position, dass Abchasien ein Teil Georgiens ist - und dass Russland die Region, genau wie Südossetien, im Sommer 2008 annektiert hat.

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(Foto: Florian Bachmeier)

Denis und Ramin wohnen mit ihren Familien in Akarmara, das einer Geisterstadt gleicht. Die beiden leben davon, dass sie Getreide anbauen und einige Tiere halten. In Abchasien wohnen weniger als 240 000 Menschen, etwa jeder Vierte in der Hauptstadt Sochumi.

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(Foto: Florian Bachmeier)

Nach Jahrzehnten politischer Isolation beschränkt sich die Hoffnung der Menschen im weitgehend christlich-orthodoxen Abchasien oft auf Religion. Selbst Teufelsaustreibungen sollen dort stattfinden. Heute sind etwa 50 Prozent Bevölkerung Abchasier, die andere Hälfte setzt sich ethnisch aus Georgiern, Russen und Armeniern zusammen. Vor dem Bürgerkrieg in den frühen 1990er Jahren waren nicht einmal 20 Prozent der Bevölkerung Abchasen, Krieg und Vertreibungen veränderten das Verhältnis der Bevölkerungsgruppen enorm.

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(Foto: Florian Bachmeier)

Wie ein Puffer liegt Abchasien heute zwischen Russland und dem übrigen Georgien. Moskau hat als dominierende Schutzmacht einen massiven Einfluss auf die Region und macht keine Anstalten, nach einem Kompromiss mit Tiflis zu suchen. Bei der Wahl Anfang März, bei der sich Präsident Putin im Amt bestätigen ließ, wurden auch 16 Wahlurnen in Abchasien aufgestellt. Die überwiegende Mehrheit der Abchasen besitzt russische Pässe, da sie mit den Dokumenten ihres international nicht anerkannten Staat nicht reisen können. Abchasien ist zudem finanziell von Moskau abhängig und wäre allein nicht überlebensfähig.

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