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Regierung warnt vor Energieknappheit:Zwei Atomreaktoren in Südkorea abgeschaltet

Nach der Abschaltung zweier Atomreaktoren befürchtet die Regierung in Südkorea im bevorstehenden Winter "beispiellose" Engpässe in der Energieversorgung. Wirtschaftsminister Hong Suk-Woo erklärte am Montag in Seoul, die Reaktoren der Anlage im südwestlichen Yeonggwang seien wegen fehlender Zertifikate heruntergefahren worden. Sie könnten bis Anfang kommenden Jahres abgeschaltet bleiben.

Die südkoreanische Regierung hat zwei Atomreaktoren nach der Aufdeckung gefälschter Sicherheitszertifikate für tausende von Bauteilen abschalten lassen. Insgesamt seien 5200 von etwa 7700 gelieferten "ungeprüften" Teilen in fünf Reaktoren des Landes verbaut worden, teilte Wirtschaftsminister Hong Suk-Woo in Seoul mit. Es sei trotz der weitflächigen Nutzung dieser Teile in zwei Reaktoren kein Strahlenleck zu befürchten.

Acht Zulieferer hätten die Teile im Gesamtwert von 820 Millionen Won (etwa 587.000 Euro) mit gefälschten Zertifikaten ausgeliefert, hieß es. Es habe sich um einfache Komponenten wie beispielsweise Sicherungen und Schalter gehandelt. Von den Teilen wurden den Angaben zufolge 99 Prozent in zwei Rektoren im Kernkraftwerk Yeonggwang im Südwesten verwendet, die jetzt vorübergehend abgeschaltet wurden. Die Staatsanwaltschaft werde gegen die betroffenen Zulieferer ermitteln.

Nach der Abschaltung der zwei Atomreaktoren befürchtet die Regierung im bevorstehenden Winter "beispiellose" Engpässe in der Energieversorgung. Die beiden Reaktoren könnten bis Anfang kommenden Jahres abgeschaltet bleiben, da Strikte Sicherheitskontrollen erforderlich seien. "Es ist unausweichlich, dass wir im Winter eine beispiellose Stromknappheit erleben werden", erklärte der Minister. Das Energieversorgungsnetz Südkoreas ist zu Spitzenzeiten chronisch überlastet.

Seit Anfang des Jahres wurden mehrere Zwischenfälle aus den landesweit 23 Atomreaktoren gemeldet. Atomstrom deckt gut ein Drittel des Energiebedarfs in Südkorea. Das Land plant den Bau von 16 weiteren Reaktoren bis 2030.

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