Regierung - Stuttgart:Keine Mundschutz-Pflicht im Südwesten

Baden-Württemberg
Winfried Kretschmann spricht auf einer Pressekonferenz. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Stuttgart (dpa/lsw) - Eine Pflicht, Masken oder anderen Mund- und Nasenschutz zu tragen, wird es in Baden-Württemberg auch weiterhin nicht geben. "Es ist erstmal nicht vorgesehen, das zu einer Pflicht zu machen, denn wir brauchen die hochwertigen Schutzmasken für den medizinischen Bereich, den Pflegebereich und Menschen in anderen wichtigen Institutionen", sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart. Der Handelsverband Baden-Württemberg (HBW) hatte schon vor zwei Wochen bei der Landesregierung nach Masken für die Supermärkte angefragt, aber keine Antwort erhalten.

Es wäre jetzt, da die Materialien ohnehin schon knapp seien, ganz falsch, noch weitere Knappheit zu erzeugen, sagte Kretschmann. Selber einen Mundschutz anzulegen, auch einen selbst genähten, sei jedoch kein Schaden. "Wenn es beide machen, Sie und der Gegenüber, dann ist solch ein Spuckschutz durchaus sinnvoll." Sozialminister Manfred Lucha demonstrierte die Alternativlösungen mit einem Halstuch. "Mit so einem Spuckschutz einkaufen zu gehen ist durchaus sinnvoll, er schützt Sie nicht für die eigene Infektion, aber weil wir ja bei Corona-Sars von einer Tröpfchen-Infektion sprechen, können wir damit bis zu 30 Prozent weniger Tröpfchen ausstoßen." Bei Menschen mit einer feuchten Aussprache sei das gar nicht so unwichtig.

Der Handelsverband Baden-Württemberg (HBW) hatte nach eigenen Angaben schon vor Wochen die Ausstattung mit Masken für die Supermärkte angefragt, aber keine Antwort bekommen - der Markt ist leer gefegt. Lucha beschreibt es mit der Beschaffung von Corona-Test-Kits. "Wir sind alle Chef-Beschaffer. Wir telefonieren rund um die Uhr, Samstag, Sonntag, mit unseren Vertretern der Industrie."

Im Handel hat man Zahlen erhoben und geht davon aus, dass die Supermärkte im Südwesten allein für die Mitarbeiter 120 000 Masken bräuchten - täglich. Beziehe man alle offenen Geschäfte, also etwa auch Tankstellen und Apotheken mit ein, belaufe sich die Zahl auf rund 200 000 Masken. "Hinzu kommen rund 8 Millionen Kundenkontakte am Tag - diese Menschen müssten ebenfalls ausgestattet werden", sagt Verbandschefin Sabine Hagmann. Derzeit eine unlösbare Aufgabe, ganz zu schweigen davon, dass die Masken laut Hagmann nur noch völlig überteuert zu haben sind.

Gegen eine Maskenpflicht nach österreichischem Vorbild spricht sich auch der Chef der Heidelberger Uni-Virologie, Hans-Georg Kräusslich, aus. Im Audio-Podcast der "Rhein-Neckar-Zeitung" sagte Kräusslich: "Wir müssen mit aller Kraft dafür sorgen, dass zunächst alle Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und auch Reha-Kliniken, Alten- und Pflegeheime mit Schutzmasken versorgt werden". Es wäre kontraproduktiv eine Maskenpflicht einzuführen, so lange nicht sichergestellt sei, dass auch ausreichend Masken produziert werden könnten.

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