Regiemekritischer Schriftsteller Liu:Literaturnobelpreisträger Mo fordert Freilassung

Der eine befürwortet das Regime, der andere bekämpft es: Trotz unterschiedlichen Einstellungen zur herrschenden Staatsmacht hat sich der chinesische Literaturnobelpreisträger Mo Yan für die Freilassung seines regimekritischen Landsmannes Liu Xiaobo ausgesprochen. Kritik an seiner Auszeichnung weist Mo nach wie vor zurück.

Sie sind beide Schriftsteller, sie kommen aus demselben Land, und nun sind beide Nobelpreisträger. Trotzdem sind die Chinesen Mo Yan und Liu Xiaobo grundverschieden in ihrer Einstellung zum herrschenden kommunistischen Regime: Während der Literaturnobelpreisträger Mo so gut wie nie in Konflikt mit Chinas Behörden kam, fordert Friedensnobelpreisträger Liu Reformen und Demokratie. Seit 2009 verbüßt er eine elfjährige Strafe wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt.

Nun hat sich der regimefreundliche Mo für Lius Freilassung ausgesprochen. Bei einer Pressekonferenz in seinem Heimatort Gaomi in der Provinz Shandong sagte der 57-Jährige auf eine Frage nach dem chinesischen Bürgerrechtler: "Ich hoffe, dass er seine Freiheit zurückgewinnt." Es waren die ersten öffentlichen Äußerungen des frisch gekürten Nobelpreisgewinners zu Liu.

Gleichzeitig wies Mo Kritik an seiner angeblich zu großen Nähe zum Staat zurück. Der Nobelpreis, den Mo am Donnerstag zugesprochen bekam, sei eine literarische Auszeichnung und nicht ein "politischer Preis". Zudem sagte er, einige Äußerungen des chinesischen Revolutionsführers Mao Tse Tung zur Kunst seien "sinnvoll" gewesen. Mao hatte im Zuge der Kulturrevulotion eine strenge Überwachung der Kunst in der Volksrepublik etabliert.

Mo befürwortete als stellvertretender Vorsitzender des chinesichen Schriftstellerverbandes die offiziellen Richtlinien der Regierung: Kunst und Literatur sollen dem sozialistischen Zweck dienen und nicht den Zielen der Kommunistischen Partei zuwiderlaufen. Während die kommunistische Führung Mo zum Gewinn des Literaturnobelpreises gratulierte, wurde Kritik an der Vergabe laut, auch in China selbst. Der regierungskritische Künstler Ai Weiwei sagte in Peking, Mo "werde immer auf der Seite der Macht stehen."

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