Klimawandel:Amazonas erlebt größte Abholzung seit 2008

Klimawandel: Illegale Brandrodung im Amazonas-Gebiet: Die grüne Lunge der Erde wird immer kleiner.

Illegale Brandrodung im Amazonas-Gebiet: Die grüne Lunge der Erde wird immer kleiner.

(Foto: Mauro Pimentel/afp)

Die grüne Lunge der Erde wird immer kleiner. Im vergangenen Berichtsjahr sind 22 Prozent mehr Waldfläche zerstört worden als im Jahr zuvor, berichtet das brasilianische Institut für Weltraumforschung nach der Auswertung von Satellitendaten.

Die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet steigt weiter stark an. Die abgeholzte Fläche in der Region betrug zwischen August 2020 und Juli 2021 ganze 13 235 Quadratkilometer, wie aus einer Mitteilung des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe), das Satellitendaten auswertet, am Donnerstag hervorging. Das entspricht einer Fläche annähernd so groß wie Schleswig-Holstein.

Demnach ist dies eine Steigerung um 22 Prozent im Vergleich zum vorherigen Zeitraum August 2019 bis Juli 2020 und die abgeholzte Fläche war die größte seit 2008. Die vorläufigen Daten des Inpe hatten bereits auf eine Zunahme der Zerstörung hingedeutet. "Die Zahlen sind immer noch eine Herausforderung für uns und wir müssen mit mehr Nachdruck gegen diese Verbrechen vorgehen", sagte Brasiliens Umweltminister Joaquim Pereira Leite am Donnerstag. Mauricio Voivodic, Leiter der Umweltorganisation World Wildlife Fund in Brasilien, entgegnete: "Die Realität zeigt, dass die Regierung Bolsonaro die Zerstörung des Amazonas beschleunigt hat."

Brasilien, wo in weiten Teilen in den vergangenen Monaten Wassermangel und Trockenheit geherrscht hat, wird eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz zugeschrieben. Der Anteil des südamerikanischen Landes am Amazonasgebiet, das als wichtiger Speicher des klimaschädlichen Treibhausgases CO₂ gilt, entspricht flächenmäßig der Größe Westeuropas. Der rechte Präsident Jair Bolsonaro sieht das Amazonasgebiet vor allem als ungenutztes wirtschaftliches Potenzial.

Die international unter Druck geratene brasilianische Regierung hatte bei der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow angekündigt, die illegale Abholzung des Amazonas-Regenwalds bis 2028 zu beenden. Präsident Bolsonaro nannte im April beim Klimagipfel von US-Präsident Joe Biden noch 2030 als Ziel.

Die am Donnerstag veröffentlichte Mitteilung ist jedoch auf den 27. Oktober datiert, das heißt, wenige Tage vor der COP26. Die brasilianische Regierung habe versucht, ihr Image aufzupolieren, obwohl sie gewusst habe, dass ein weiterer Rekord bei der Abholzung gebrochen worden war, hieß es in einer Mitteilung der Umweltschutzorganisation Greenpeace.

Die Europäische Union hatte am Mittwoch einen Vorschlag zur Beschränkung der Einfuhr von Waren vorgelegt, für deren Produktion Wälder zerstört wurden, wovon unter anderem Brasilien betroffen sein könnte. Die brasilianische Landwirtschafts- Produzentenvereinigung SRB veröffentliche eine Mitteilung, um "ihre Empörung über den Vorschlag zum Ausdruck zu bringen".

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