Mittwoch war für Europa - grob gesagt - kein schlechter Tag. Die Zeitung Financial Times, eines der Zentralorgane der internationalen Finanzindustrie, urteilt in ihrem wichtigsten Meinungsstück: "The eurozone gets back on message" - die Eurozone fängt sich also wieder, sie findet zurück zu ihrer eigentlichen Botschaft.
Anlass für das ansonsten spärlich geäußerte Lob: Es hatte ein paar Tage gedauert, bis die Welt die Gipfelbeschlüsse vom Ende der vergangenen Woche verstanden hatte. Und den Wächtern des globalen Investitionshandels gefiel, dass Europa nun eine gemeinsame Bankenaufsicht kreieren und damit den spanischen Staat von der Last zusätzlicher Verpflichtungen zur Rettung seiner Banken frei halten würde.
Warum dieses Urteil so wichtig war? Weil die Geldfondsmanager eben nur englischsprachige Zeitungen lesen und über zwei Jahre hinweg den Eindruck haben mussten, dass die von Deutschland geforderte Rosskur für Europa den Kontinent in den Abgrund reißen würde.
Langsam dreht sich die Stimmung. In einer viel beachteten Titelgeschichte des Time Magazin wurde die deutsche Kanzlerin für ihre Standfestigkeit und die Reformpolitik über den grünen Klee gelobt. Der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos versprach per Interview in der FAZ, den deutschen Weg strikt einhalten zu wollen. Merkel, die selbst jeden Morgen die griechische Presse studiert, wird festgestellt haben, dass auch dort das Meinungsbild zerfällt: Auf der einen Seite die Merkelianer, auf der anderen die Drachmen-Lobby.
Anflug einer neuen Denke
Die Konstruktion der Banken-Aufsicht wird zwar einige Zeit in Anspruch nehmen, aber dennoch steckt in dem Beschluss der Regierungschefs der Euro-Gruppe der Anflug einer neuen Denke: Europa wird seine Probleme nicht mehr national, sondern gemeinschaftlich lösen. Wie - das werden die Baupläne für die Bankenaufsicht erkennen lassen. Sicher ist nur, dass diese Bankenunion ein Schritt in Richtung mehr Gemeinsamkeit auf dem Kontinent ist.
Ebenfalls in diese Kategorie fallen die Personalentscheidungen der Finanzminister der Euro-Gruppe vom Montag: Ein halbes Jahr noch soll der luxemburgische Premier Jean-Claude Juncker oberster Finanzvertreter der Euro-Staaten sein. Danach, wenn es eine neue, erweitere Jobbeschreibung geben wird, die dem Amtsinhaber weit größere Befugnisse einräumt als er bisher hat, könnte Wolfgang Schäuble das Amt übernehmen, anschließend dessen französischer Kollege Pierre Moscovici.