Reform der Bundeswehr:Ein halbes Heer reicht dem Minister

Karl-Theodor zu Guttenberg plant offenbar, die Landstreitkräfte von 95.000 auf knapp 55.000 Soldaten zusammenzukürzen. Vor allem bei den Panzerdivisionen will der Verteidigunsminister Personal einsparen.

Bereits bei einer Klausurtagung Mitte Juli hatte die Spitze des Verteidigungsministeriums eine tiefgreifende Reform der Bundeswehr beschlossen. Nun sickern erste Details der geplanten Veränderungen durch: Nach einem Bericht des Spiegels soll Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ein Modell favorisieren, dass eine Halbierung des Heeres vorsieht.

Pläne zur Aussetzung der Wehrpflicht, dpa

Nach Medieninformationen plant Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) eine Halbierung des Heeres.

(Foto: dpa)

Halbierung der Panzerdivisionen

Dem Magazin liegt ein internes Papier aus Guttenbergs Ressort vor, aus dem sich eine Verkleinerung des Heeres von derzeit etwa 95.000 auf knapp 55.000 Soldaten ergibt. 4500 der Stellen sollen mit sogenannten freiwilligen Wehrdienstleistenden besetzt werden.

Nach den zitierten Reformplänen sind dem Inspekteur des Heeres dann nur noch vier sogenannte Einsatzkommandos in Divisionsstärke und zwei Brigaden unterstellt. Die Zahl der Kampfpanzer würde fast um die Hälfte reduziert werden. Die Stärke der Infanterie bliebe jedoch mit etwa 10.000 Soldaten fast gleich.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte zu dem Bericht, bei den in den Medien wiedergegebenen Modellen handele es sich "um interne Überlegungen". Er betonte: "Entscheidungen gibt es noch nicht."

Guttenbergs Reformpläne sehen insgesamt eine Verkleinerung der Truppenstärke um bis zu 100.000 Mann vor. Auch eine Aussetzung der Wehrpflicht und die Schließung zahlreicher Standorte sind im Gespräch.

Eine Aussetzung von Wehrpflicht und Zivildienst dürfte indes laut Spiegel-Informationen die soziale Infrastruktur nicht beeinträchtigen. Zu dieser Einschätzung komme die Zentralstelle für Kriegsdienstverweigerer in einer Stellungnahme für das Familienministerium. Derzeit seien nur knapp 40.000 Zivis im Dienst, 1999 habe ihre Zahl noch bei über 145.000 gelegen. "Offensichtlich ist es gelungen, die sozialen Dienstleistungen, die vor gut zehn Jahren von über 100.000 Zivildienstleistenden erbracht wurden, zu ersetzen", zitiert das Magazin aus dem Papier. Heute machten die Zivis nur noch gut ein Prozent der Beschäftigten in den Einsatzbereichen aus.

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