Süddeutsche Zeitung

Rede des früheren US-Präsidenten:Carter: Israel besitzt 150 Atomwaffen

US-Politiker geben normalerweise in der Öffentlichkeit ebensowenig wie Israel selbst zu, dass ihr Partner im Nahen Osten über Atomwaffen verfügt - der frühere US-Präsident Carter hat dazu eine andere Haltung.

Israel besitzt nach Einschätzung des früheren US-Präsidenten Jimmy Carter 150 Atomwaffen. Carter habe dies am Wochenende in einer Rede auf einer Messe für politische Bücher in der walisischen Ortschaft Hay-on-Wye erklärt, berichtete die Londoner Times am Montag.

Die Äußerung sei "verblüffend", da US-Politiker normalerweise in der Öffentlichkeit ebensowenig wie Israel selbst zugeben würden, dass der US-Partner im Nahen Osten über Atomwaffen verfügt.

Carter habe sich in der Rede auch dafür ausgesprochen, dass die USA direkte Verhandlungen mit der Regierung Irans aufnehmen, um sie vom Streben nach Nuklearwaffen abzubringen. Man könne von Teheran allerdings nicht erwarten, dass es die Existenz eines Programms zur Erlangung von Atomwaffen öffentlich zugibt.

Vorwürfe gegen EU

Der frühere US-Präsident bezeichnete Israels Blockade des Gazastreifens als "eines der größten derzeit auf der Erde existierenden Menschenrechtsverbrechen". "Es gibt keinen Grund, dieses Volk so zu behandeln", sagte er in Hay-on-Wye.

Gleichzeitig warf Carter der Europäischen Union vor, im Nahen Osten versagt zu haben. Die EU solle die Bildung einer Einheitsregierung mit der Hamas und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas unterstützen und die radikalislamische Organisation zu einem Waffenstillstand ermutigen.

Carter, der von 1977 bis 1981 US-Präsident war, war einer der Architekten des historischen Friedensabkommens zwischen Israel und Ägypten 1979. Es war der erste derartige Vertrag zwischen dem jüdischen Staat und einem arabischen Land. Anfang Mai traf sich Carter im syrischen Damaskus mit dem im Exil lebenden Hamas-Chef Chaled Meschaal. Die USA und die EU betrachten die Hamas als terroristische Organisation und weigern sich bislang, mit ihr zu sprechen.

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dpa/AFP/plin/gal
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