Rechtsterrorismus:Isolierte Ermittler

Die Extremisten vernetzen sich - das sollte auch die Polizei tun.

Von Ronen Steinke

Nicht mal mehr die Nazis nehmen die Nation so richtig ernst. In der rechtsradikalen Szene heute ist der Sound moderner geworden, statt von Erbfeinden ist viel von Europa die Rede. Von einem Europa wohlgemerkt, das es gegen die Einwanderung von Nichtweißen zu verteidigen gelte.

Der grenzüberschreitende Kampf der Weißen, das ist der geistige Bezugsrahmen, der den mutmaßlichen Mörder Walter Lübckes mit dem Moschee-Attentäter von Christchurch verbindet. Man liest Pamphlete, die Österreicher auf Englisch geschrieben haben. Oder Facebook-Hetze von Russen auf Deutsch. Pech, wenn dann gerade die Sicherheitsbehörden, die solchen Tätern und ihren Netzwerken hinterher sein müssten, die Nation teils noch sehr ernst nehmen: Im Kampf gegen Rechtsterrorismus finde kaum ein europäischer Austausch von Daten statt, beklagt jetzt die EU-Polizeibehörde Europol in einem Bericht, der sich wie ein Alarmruf liest.

Aus osteuropäischen Staaten fließen so gut wie gar keine Informationen an Europol - Rechtsextreme Gewalt? Haben wir nicht beziehungsweise geht keinen was an -, aus westeuropäischen auch nur spärlich. Die Folge ist, niemand hat den Überblick. Zu viele Polizeien werkeln vor sich hin, als ginge es um rein lokale Phänomene. Zu viele in Europa haben das Problem noch nicht verstanden.

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