Süddeutsche Zeitung

In vier Bundesländern:Durchsuchungen bei mutmaßlichen Rechtsextremisten

  • In vier Bundesländern geht die Polizei gegen eine mutmaßlich rechtsextreme Gruppierung vor.
  • Die Gruppe hatte offenbar Körperverletzungen und Sachbeschädigungen sowie Straftaten nach dem Waffengesetz geplant.
  • Einer der Beschuldigten hat 2015 den inzwischen verbotenen Kasseler Verein "Sturm 18" gegründet.

Die Polizei hat am Dienstag zwölf Wohnungen von mutmaßlichen Rechtsextremisten in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Brandenburg und Hessen durchsucht. Die zwölf Verdächtigen sollen sich im Juli 2019 mit weiteren Beteiligten in Bad Segeberg zu der Gruppierung "Aryan Circle Germany" zusammengeschlossen haben, wie die Staatsanwaltschaft Flensburg und das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein mitteilten. Festnahmen hat es nach Angaben einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft Flensburg nicht gegeben.

Die mutmaßlich rechtsextreme Gruppe hatte den Angaben zufolge Körperverletzungen und Sachbeschädigungen sowie Straftaten nach dem Waffengesetz geplant. Derzeit lägen jedoch keine Erkenntnisse vor, dass Anschläge geplant gewesen seien, sagte die Sprecherin. Die Tatverdächtigen sind im Alter von 19 bis 57 Jahren.

Bei einem der Beschuldigten soll es sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur um Bernd T. handeln. Der als extrem gewalttätig bekannte Mann galt jahrelang als Kopf der rechtsextremen Szene in Kassel. Er hatte unter anderem den 2015 vom hessischen Innenministerium verbotenen rechtsextremistischen Kasseler Verein "Sturm 18" gegründet. Die Kameradschaft hatte er 2014 ausgerechnet am 125. Geburtstag Adolf Hitlers ins Vereinsregister eintragen lassen.

Protest im Kreis Segeberg gegen Neonazis

Der Sprecherin der Staatsanwaltschaft zufolge wurden bei den Durchsuchungen am Dienstag Speichermedien in beträchtlicher Menge sichergestellt. Außerdem seien Betäubungsmittel und einige Gegenstände gefunden worden, die unter das Waffengesetz fallen. Die Maßnahmen dauerten bis in den Vormittag hinein an. Die gesicherten Beweismittel müssten nun ausgewertet werden.

Den Menschen im Kreis Segeberg sind rechte Umtriebe schon länger ein Dorn im Auge. Im vergangenen Herbst sind in Bad Segeberg und Sülfeld bei mehreren Demonstrationen Tausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Neonazis und rechte Gewalt zu protestieren. Der Protest richtete sich gegen die Aktivitäten eines wegen Totschlags und Vergewaltigung verurteilten Neonazis, der in Bad Segeberg das rechtsextreme Netzwerk "Aryan Circle" aufbauen wolle, sagte eine Sprecherin der Initiative "Segeberg bleibt bunt" damals bei einer Demonstration. Mitte Oktober waren ein Mann und eine Frau in dem 3000-Personen-Dorf Sülfeld von einem 23 Jahre alten Mann aus der Neonaziszene attackiert worden, als sie Aufkleber mit der Aufschrift "Aryan Circle" und rechte Parolen entfernen wollten.

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