Rechtsextremismus:Jagdszenen in Bautzen

Wieder gibt es in der sächsischen Stadt Gewalt gegen Flüchtlinge: Eine Gruppe verfolgt und verletzt zwei Asylsuchende - es bleibt nicht die einzige Konfrontation. Auf einigen Fahrzeugen der Verfolger soll "White Power" gestanden haben, heißt es.

Von Benedikt Peters

In der sächsischen Stadt Bautzen hat es wieder Übergriffe auf Flüchtlinge gegeben. Mehrere Personen hätten zwei Asylsuchende in der Nähe eines Supermarktes in der Innenstadt verfolgt, mit Steinen beworfen und beleidigt, teilte die Polizei mit. Die Gruppe habe aus zehn bis 15 Personen bestanden. Einer der beiden Asylsuchenden wurde demnach von einem Stein am Bein getroffen. Ernstlich verletzt worden sei aber niemand.

Auf einigen Autos der Verfolger soll "White Power" gestanden haben

Die zuständige Polizeidirektion Görlitz dementierte, dass es sich um eine "Hetzjagd" auf Flüchtlinge gehandelt habe, wie dies Zeit Online berichtet hatte. Ein Augenzeuge bestätigte hingegen der Süddeutschen Zeitung weite Teile des Berichts, demzufolge 40 bis 50 Personen die beiden Asylsuchenden "vor sich hergejagt" hätten. Die Verfolger hätten überwiegend dunkle Kleidungsstücke und Kapuzenpullover getragen. Auf diesen seien rechtsextreme Symbole zu sehen gewesen, etwa die Reichsflagge und die Aufschrift "Division Bautzen". So nennt sich eine rechtsextreme Organisation in der sächsischen Stadt. Auf Fahrzeugen, mit denen einige der Verfolger vorgefahren seien, sei außerdem der Schriftzug "White Power" zu lesen gewesen. Dem Augenzeugen zufolge haben sie zudem Parolen wie "haut ab" in Richtung der Asylsuchenden skandiert. Einer von ihnen sei von seinem Fahrrad gerissen worden. Es sei dann den beiden Asylsuchenden gelungen, zu flüchten. Einige der Verfolger hätten sich in einer nahe gelegene Parkanlage versteckt und seien daher von der Polizei nicht entdeckt worden.

Nach Polizeiangaben gab es am Abend weitere Auseinandersetzungen. In der Nähe des Supermarkts, am Kornmarkt in der Bautzener Innenstadt, habe eine Konfrontation zwischen acht Männern und "einer Gruppe aus zwei deutschen Frauen und drei jungen Asylbewerbern" stattgefunden. Zeugen beschuldigen zwei der Männer, mit einem "pistolenähnlichen Gegenstand" auf die Asylbewerber gezielt zu haben. Später meldete sich ein weiterer Flüchtling bei der Polizei und gab an, ebenfalls mit einem pistolenähnlichen Gegenstand bedroht worden zu sein. Die Polizei nahm daraufhin einen Mann fest. Bei ihm seien eine Schreckschusspistole und Drogen gefunden worden; er habe zudem unter Drogeneinfluss gestanden. Unweit des Supermarkts soll außerdem ein 20-jähriger Libyer einen 19-Jährigen Deutschen körperlich angegriffen haben. Ein Test habe gezeigt, dass der Libyer alkoholisiert war.

Es sind nicht die ersten Auseinandersetzungen zwischen Asylsuchenden und Rechtsradikalen in Bautzen. Bereits im September hatte es Krawalle gegeben, die mehrere Nächte andauerten. Unter anderem waren auf dem Kornmarkt junge Asylbewerber und rechtsradikale Einheimische mit Holzlatten und Flaschen aufeinander losgegangen. Dies hatte mehrere Demonstrationen ausgelöst. In den Wochen zuvor galt das Klima in Bautzen bereits als aufgeheizt. Nach den Krawallen vom September hatte Oberbürgermeister Alexander Ahrens eingeräumt, er habe die Lage "ein bisschen unterschätzt." Zu den neuerlichen Zwischenfällen äußerte er sich zunächst nicht. Die Untersuchung der Polizei dauert an, die zuständige Ermittlungsgruppe trägt in Anlehnung an eine umgangssprachliche Bezeichnung des Kornmarkts den Namen "Platte".

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