Süddeutsche Zeitung

Rechtsextremismus in Sachsen-Anhalt:Polizisten nach neuer Panne suspendiert

Neue Panne bei der Verfolgung mutmaßlicher Rechtsextremer in Sachsen-Anhalt: Die Polizei verzichtete auf die Verhaftung von drei Männern, die eine vietnamesische Familie überfallen hatten - wenige Stunden später kamen die Angreifer zurück. Nun wurden zwei Beamte suspendiert.

Die Polizei in Sachsen-Anhalt hat nach einer neuen Panne bei der Verfolgung mutmaßlicher Rechtsextremer Konsequenzen gezogen. Weil sie nach einem Überfall auf eine vietnamesische Familie in der eigenen Wohnung die Situation falsch eingeschätzt hatten, wurden bei der Polizei in Burg ein Dienstgruppenleiter und sein Vertreter von ihren Funktionen entbunden, wie Polizeipräsident Johann Lottmann am Freitag mitteilte.

Die drei mutmaßlichen Täter waren in der Nacht zum Donnerstag nach dem Überfall auf die vierköpfige Familie nicht sofort in Gewahrsam genommen worden, so dass sie später noch die Räume verwüsten konnten. Bei dem Überfall hatte ein 14-Jähriger durch einen Schlag ins Gesicht Prellungen erlitten.

Die drei betrunkenen Männer im Alter von 18, 19 und 38 Jahren hatten in dem Haus gefeiert. Dann traten sie der Polizei zufolge die Tür der Nachbarwohnung ein, in der die vietnamesische Familie lebt. Später in der Nacht kamen die Männer wieder, verwüsteten die Wohnung und stahlen elektronische Geräte.

"Zutiefst unmenschlicher Angriff"

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) sagte, er dulde kein Fehlverhalten von Polizeibeamten. Den Angriff auf die Familie bezeichnete er als "zutiefst unmenschlich". Die Täter hätten einen persönlichen Schutzbereich verletzt, in den nicht einmal der Staat eindringen dürfe.

In den vergangenen Monaten hatte es bei der Polizei in Sachsen-Anhalt mehrere Pannen bei der Verfolgung rechtsextremer Gewalttäter gegeben. Zuletzt hatten Beamte im Juni in Halberstadt Neonazis zunächst laufen gelassen, die eine Theatergruppe überfallen hatten.

Unterdessen sucht die Polizei in Burg nach den Tätern einer weiteren ausländerfeindlichen Gewalttat. Ebenfalls in der Nacht zum Donnerstag war ein 27 Jahre alter Chinese in einem Zug zwischen Magdeburg und Burg vermutlich aus fremdenfeindlichen Motiven beleidigt und dann in den Waggons verfolgt worden.

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dpa
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