Süddeutsche Zeitung

Extremismus:Behörden untersagen rechtsradikalem Hooligan die Einreise

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Er ist in Köln aufgewachsen, hat aber keinen deutschen Pass: Ein szenebekannter Neonazi und Kampfsportler darf nicht mehr einreisen - das Verbot gilt nicht nur für die Bundesrepublik.

Von Florian Flade und Reiko Pinkert, München

Die nordrheinwestfälischen Behörden haben mit einem ungewöhnlichen Schritt ein europaweites Einreiseverbot gegen einen der einflussreichsten Akteure der rechtsextremen Kampfsport- und Hooliganszene erwirkt. Der Russe Denis Kapustin, der sich "Denis Nikitin" nennt, gründete vor mehr als zehn Jahren das Neonazi-Modelabel "White Rex". Er organisierte Kampfsportevents der rechten Szene in ganz Europa. Kapustin wurde in Moskau geboren, wuchs jedoch mit seiner Familie in Köln auf. Er besitzt keine deutsche Staatsbürgerschaft, sondern ausschließlich die russische Staatszugehörigkeit.

Nach Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung wurde Kapustin am 22. Februar zunächst "von Amts wegen" in Köln abgemeldet. Der Kampfsportler hatte sich nach Behördenerkenntnissen bereits längere Zeit nicht mehr in seiner Wohnung in Köln- Chorweiler aufgehalten und war ins Ausland gezogen. Im Mai folgte schließlich die "Erlöschung der Niederlassungserlaubnis" - damit besitzt Kapustin keinen aufenthaltsrechtlichen Status mehr. Die Behörden verhängten zudem ein Einreiseverbot für den gesamten Schengenraum - mit der Begründung: "Bestrebung gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung". Eigentlich wird hauptsächlich Straftätern eine Wiedereinreise verwehrt. Nur in seltenen Fällen geschieht dies, weil eine Person als Verfassungsfeind gilt oder von ihr Gefahr ausgeht.

"Denis ,Nikitin' Kapustin ist über die letzten Jahre eine zentrale Schlüsselfigur der extrem rechten Hooliganszene in Europa gewesen. Mit seinen Aktivitäten im Kampfsport und seiner Marke ,White Rex' hat er die Professionalisierung extrem rechter Gewalt stark vorangetrieben", sagt der Rechtsextremismusforscher Robert Claus, der sich mit der extremen Rechten und Fußballfankultur befasst. "Das Einreiseverbot wird seinen Handlungsspielraum, seine Vernetzung und Geschäfte enorm einengen", so Claus. Doch es gebe keinen Grund zur Entwarnung, denn "die Gewalt extrem rechter Kampfsportler bleibt höchst gefährlich".

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Quelle:
SZ vom 29.08.2019
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