Rechtsextreme:Zum Beispiel nicht mitspielen lassen

Sonst sind Sympathisanten von Vereinen das Problem. In Sachsen-Anhalt ist es ein Verein selbst. Zu Recht will der Fußballverband ihn nun aus der Kreisliga werfen.

Von Javier Cáceres

Fußball ist nichts anderes als Abbild der Gesellschaft, die diesen Sport umgibt. Auch deshalb braucht sich niemand zu wundern über Phänomene, die in den Stadien mitunter zum Vorschein kommen. Dazu gehört der Rechtsextremismus: Vereine wie Lazio Rom, Atlético und Real Madrid oder Borussia Dortmund müssen mit der Stigmatisierung als "rechte" Klubs leben; auch wenn dies oft überzeichnet und ungerecht ist - jedenfalls gemessen am wahren Einfluss rechtsextremer Sympathisanten auf die Politik der Vereine. Deren Versuche, die Schreihälse aus den Kurven zu marginalisieren, haben auch durch die Kommerzialisierung des Fußballs zugenommen. Und sie waren, sofern ernsthaft betrieben, auch erfolgreich: Stadionordnungen und Strafgesetzbücher liefern den Klubs gute Vorlagen. Der Fußballverband Sachsen-Anhalt kämpft nun mit einem Phänomen, dem weniger einfach beizukommen ist: Rechtsextremismus nicht in der Kurve, sondern im Verein selbst, in dessen bürgerlichem Gewand.

Der FC Ostelbien Dornburg ist kein Klub, sondern eine Zumutung

Im Jahr 2011 bildete sich aus einer mittlerweile aufgelösten Hooligan-Gruppierung des früheren Europapokalsiegers 1. FC Magdeburg ein Verein namens FC Ostelbien Dornburg heraus. 15 von 18 Spielern der ersten Mannschaft, die in der Kreisliga Jerichower Land spielt, werden vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingeordnet. Am liebsten hätte Sachsen-Anhalts Fußballverband diese Rechtsaußen gar nicht erst zum Spielbetrieb zugelassen. Aber sie erstritten sich die Spielberechtigung vor Gericht. Nun unternimmt der Verband einen neuen Anlauf, Ostelbien Dornburg loszuwerden. Grundlage bieten diesmal eine ganze Reihe von Vorfällen, in denen Ostelbien-Mitglieder Schlägereien und Spielabbrüche provozierten sowie den Schiedsrichtern mit Gewalt drohten. Sie üben seit Langem Terrorisierung aus. Der Fußballverband argumentiert, dass der Verein gegen Gewalt und Gewaltverherrlichung nicht vorgegangen sei - und verweist auf seine Satzung, die ebendies von jedem Mitgliedsverein verlangt.

Nun hat auch das deutsche Verbands- und Vereinsrecht seine Tücken. Ehe ein möglicher Ausschluss von Ostelbien greift, müssen Rechtswege beschritten werden. Bis dahin gilt es, jene Vereine und Schiedsrichter zu stärken, die aus (teilweise rassistischen) Beleidigungen, Drohungen oder blanker Gewalt eine richtige Konsequenz gezogen haben: Sie treten zu Spielen der braunen Kicker nicht an. Sie leben so die Ausgrenzung der Rechten vor, die oft in Sonntagsreden gefordert werden - und die Mut abverlangt, den oft nicht mal die Verantwortlichen größter Profiklubs beweisen. Dabei können die auf eine flächendeckende, auch mediale Flankierung hoffen. Amateurkicker haben dieses Privileg nicht.

Unabhängig davon gilt: Mit einem Ausschluss ist es nicht getan. Das Phänomen Ostelbien ist ein Symptom des Rechtsextremismus, der in Dornburg in den Alltag hineinragt. Der Fußball kann ihn nicht daraus entfernen. Er kann aber mit seinen Mitteln ein Beispiel geben.

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