Die kolumbianischen Farc-Rebellen haben die letzten zehn verschleppten Polizisten und Soldaten freigelassen. Die vier Soldaten und sechs Polizisten seien einer humanitären Mission übergeben worden, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mit. Kolumbiens Staatschef Juan Manuel Santos sprach von einem "Schritt in die richtige Richtung", dieser sei aber "unzureichend" für die Aufnahme von Gesprächen.
Die Freilassung der teils bis zu 14 Jahre in Gefangenschaft gehaltenen Geiseln sei innerhalb mehrerer Stunden in einem ländlichen Gebiet an der Grenze der Bezirke Meta und Guaviare erfolgt, sagte IKRK-Sprecherin Maria Critina Rivera. Damit seien nun alle von der Farc angekündigten Freilassungen erfolgt.
Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) hatten im Februar ein Ende von Entführungen zur Erpressung von Lösegeld angekündigt. Die größte und älteste Guerillagruppe Kolumbiens hatte damals zugesagt, die letzten noch in ihrer Hand befindlichen Sicherheitskräfte freizulassen. Entführungen waren lange Zeit ein Mittel der Rebellen, um ihren Aufstand zu finanzieren. Die bekannteste ehemalige Farc-Geisel ist die Politikerin Ingrid Betancourt.
"Meine Frau ist noch schöner als früher"
Die Rebellen sollen Schätzungen von Rechtsorganisationen zufolge aber auch noch über hundert Zivilisten in ihrer Gewalt halten. Offiziell äußert sich die Gruppe aber nicht dazu. Die Ankündigung, fortan auf Entführungen zu verzichten, war nicht nur deswegen im Februar folglich mit Skepsis aufgenommen worden.
Die Freigelassenen wurden von Hubschraubern der brasilianischen Armee empfangen und zunächst in die Stadt Villavicencio gebracht. Dort wurde die Gruppe von Angehörigen empfangen. "Mein Vater hat ganz weiße Haare, meine Mutter hat sich gar nicht verändert und meine Frau ist noch schöner als früher", sagte der im Jahr 1999 von der Farc verschleppte Polizist José Libardo Forero dem Radiosender RCN über das Wiedersehen.
An der Kathedrale von Villavicencio hing ein Schild mit der Aufschrift "Wir feiern die Rückkehr unserer Helden ins Leben und in die Freiheit". Eine Ex-Geisel hüllte sich vor Freude in eine kolumbianische Flagge. Alle freigelassenen Polizisten und Soldaten trugen ihre Uniformen. Die Gruppe wurde in Villavicencio von einem Ärzteteam empfangen, sollte später aber noch zu gründlichen medizinischen Untersuchungen in die kolumbianische Hauptstadt Bogotá gebracht werden.
Santos begrüßte die Freilassung der zehn Sicherheitskräfte und erklärte erneut, er schätze die Absicht der Farc, von Entführungen künftig abzusehen. Gleichwohl sei das "nicht ausreichend", sagte er im Fernsehen und forderte die Freilassung aller Zivilisten, die mutmaßlich noch gefangen gehalten werden. Für die Aufnahme eines politischen Dialogs sei zudem der endgültige Stopp der Gewalt eine wichtige Bedingung.