Süddeutsche Zeitung

Reaktionen zu Angriff auf "Charlie Hebdo":"Die Journalisten sind die Märtyrer der Freiheit"

  • Bei einem Terroranschlag in Paris auf die Satire-Zeitung Charlie Hebdo sterben zwölf Menschen.
  • Die Tat löst weltweites Entsetzen aus. Staats- und Regierungschefs zeigen ihre Anteilnahme. Die Nato verspricht im Kampf gegen den Terror an der Seite ihrer Verbündeten zu stehen.

Hollande spricht von Bedrohung Frankreichs

Präsident François Hollande sprach nach dem Angriff auf das Satiremagazin Charlie Hebdo von einem "Schock" für Frankreich. "Heute werden wir bedroht, wie viele andere Länder. Wir werden bedroht, weil wir ein Land der Freiheit sind", sagte er.

Der französische Premierminister Manuel Valls zeigte sich erschüttert über die Bluttat. "Jeder Franzose ist heute getroffen, bestürzt." Auf der Polizeiwache traf Valls unter anderem die beiden Kollegen, die mit einem der zwei bei dem Angriff getöteten Polizisten zusammengearbeitet hatten. Der Regierungschef versprach, Polizei und Justiz würden alles tun, um die flüchtigen Angreifer zu fassen. "Das ist das einzige, was ich sagen kann."

Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris, äußerte sich bei Twitter. "Dieses Massaker versetzt unser Land, unsere Stadt und unsere Demokratie in tiefe Trauer", schrieb sie.

Frankreichs wohl bekanntester Imam Hassen Chalghoumi verurteilte die Angriffe auf das Satiremagazin scharf. "Die Barbarei der Angreifer hat nichts mit dem Islam zu tun", betonte der aus Tunesien stammende Geistliche beim Besuch des Tatorts dem französischen TV-Sender BFMTV. Auf Hass könne man nicht mit Gegenhass antworten. "Die Journalisten sind die Märtyrer der Freiheit."

EU-Ratspräsident Donald Tusk sagte, die "Europäische Union steht nach dieser entsetzlichen Tat an der Seite Frankreichs". Der ehemalige polnische Premier sprach von einem "brutalen Angriff auf unsere Grundwerte, gegen die Redefreiheit, eine Säule unserer Demokratie". Der Kampf gegen den Terrorismus in all seinen Formen müsse ohne Unterlass weitergehen."

Als "brutale und unmenschliche Attacke" bezeichnete EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker den Anschlag "Dies ist eine unerträgliche Tat, eine Barbarei", teilte er mit. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Angriff als "entsetzliches, nicht zu rechtfertigendes und kaltblütiges Verbrechen".

Gauck nennt Tat "abscheulichen Überfall"

Bundespräsident Joachim Gauck äußerte sich bestürzt über den "abscheulichen Überfall" auf die französischen Satiriker. "Es gibt nichts, was ein solches Verbrechen rechtfertigen könnte", teilte das deutsche Staatsoberhaupt schriftlich mit. Gauck kondolierte den Angehörigen der Opfer und mahnte: "Möge uns bewusst bleiben, dass wir uns unermüdlich für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie einsetzen und sie schützen müssen."

Bundeskanzlerin Angela Merkel schrieb dem französischen Präsidenten François Hollande schrieb in einem Telegramm, der Angriff richte sich gegen die Meinungs- und Pressefreiheit und sei durch nichts zu rechtfertigen. Deutschland stehe "in diesen schweren Stunden eng an der Seite unserer französischen Freunde". Merkel drückte dem französischen Präsidenten und seinen Landsleuten "die Anteilnahme der Menschen in Deutschland und mein ganz persönliches Mitgefühl" aus.

Der Oppositionsführer im Bundestag und Fraktionschef der Linken, Gregor Gysi, nannte den Anschlag eine "eine zutiefst verabscheuungswürdige Tat" und drückte den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. "Mörder, die ihre Tat mit einer Religion zu rechtfertigen versuchen, sind genauso Verbrecher wie alle anders motivierten Mörder auch." Es dürfe nicht hingenommen werden, wenn Rassisten und Ausländerfeinde eine solche fürchterliche Tat dazu missbrauchten, ihre Parolen gegen friedliche Mitbürger anderer Herkunft in Deutschland zu verschärfen.

Nato sagt Solidarität zu

US-Präsident Barack Obama verdammte die Tat, nannte Frankreich den "ältesten Verbündeten Amerikas" und sicherte Paris die Solidarität der Vereinigten Staaten zu. Er habe seine Sicherheitskräfte angewiesen, jede Hilfe zur Verfügung zu stellen, "um diese Terroristen vor die Justiz zu bringen". Zuvor äußerte sich das Weiße Haus. "Jeder hier ist in Gedanken bei den Familien derjenigen, die bei diesem Angriff getötet oder verletzt wurden", sagte Präsidentensprecher Josh Earnest dem Fernsehsender MSNBC.

Großbritannien stehe an der Seite seines Verbündeten gegen "jegliche Form von Terrorismus", sagte der britische Premier David Cameron. "Auch wenn die Details noch unbekannt sind, weiß ich, dass diese Kammer und dieses Land in ihrer Ablehnung von jeglicher Form von Terrorismus an der Seite des französischen Volkes stehen", betonte der Premierminister. Zuvor hatte er den Angriff als "widerwärtig" bezeichnet.

Der italienische Regierungschef Matteo Renzi reagierte auf die Nachricht aus Paris mit "Entsetzen und Bestürzung". Die "Gewalt wird immer verlieren gegen die Freiheit und die Demokratie", schrieb Renzi auf Twitter. Der Ministerpräsident drückte Frankreichs Präsidenten Hollande seine "totale Nähe (...) in diesem schrecklichen Moment" aus.

Ähnlich äußerte sich die Nato. "Die Nato-Verbündeten halten im Kampf gegen Terrorismus zusammen", sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg. "Wir stehen in voller Solidarität bei unserem Verbündeten Frankreich." Terrorismus "in allen seinen Formen" könne "niemals toleriert oder gerechtfertigt werden".

Die Arabische Liga (AL) und die Al-Ashar-Universität als wichtigste Autorität des sunnitischen Islam verurteilten das Verbrechen in Paris. Der "Terroranschlag" werde "mit Schärfe verurteilt", erklärte die Liga mit Sitz in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Al-Ashar beklagte einen "kriminellen Angriff" und betonte, dass "der Islam jede Gewalt anprangert".

Der dänische Mohammed-Karikaturist Kurt Westergaard nannte die Morde "gruselig und schrecklich". Dem dänischen Rundfunk DR sagte er, Satire müsse immer einen Platz in einer demokratischen Gesellschaft finden können. Der Zeichner lebt seit dem weltweiten Streit um seine Mohammed-Karikaturen, die 2005 in der Zeitung Jyllands-Posten erschienen waren, unter Polizeischutz.

Die Redaktion des deutschen Satire-Magazins Titanic will sich von dem Pariser Anschlag nicht in ihrer Arbeit einschränken lassen. Für religiöse und alle anderen Themen gelten die gleichen Regeln, sagte Chefredakteur Tim Wolff dem Wiesbadener Kurier. "Wenn ein Thema für uns wichtig ist und wir die Witze lustig finden, drucken wir das." Mit einem derartigen Anschlag werde das Thema noch relevanter für Satiriker. "Das zieht ja noch mehr Spott nach sich."

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