Reaktionen:Den Ruf retten

El Salvador Attorney General Douglas Melendez walks out of the Mossack Fonseca offices in San Salvador

Der Generalstaatsanwalt von El Salvador (Mitte) verlässt ein Büro von Mossack Fonseca.

(Foto: Jose Cabezas/Reuters)

Wie Politiker, Banken und Bürger von El Salvador bis Berlin und die Kanzlei Mossack Fonseca auf die Panama Papers reagieren.

Die Regierung Panamas kämpft nach der Enthüllung Tausender möglicher Scheinfirmen um den internationalen Ruf des Landes. Präsident Juan Carlos Varela kündigte eine diplomatische Offensive an. Die Süddeutsche Zeitung und ein internationales Recherche-Netzwerk berichten seit einer Woche über Hunderttausende Firmen, die die Anwaltskanzlei Mossack Fonseca für wohlhabende Kunden auf der ganzen Welt in Steueroasen gegründet hat. Darunter sollen fast 130 Politiker sowie zwölf ehemalige und amtierende Staatschefs sein. Panama steht auf einer schwarze Liste der Industrieländerorganisation OECD zu Steueroasen.

In einer Serie von Interviews bemüht sich auch die Kanzlei Mossack Fonseca um Schadensbegrenzung. "Wir machen nichts anderes als Tausende Anwälte rund um die Welt", sagte der Mitbegründer Ramon Fonseca der Bild-Zeitung: "Wir gründen Firmen und Treuhandfonds. Das sind völlig normale Geschäfte in einer Welt, in der niemand mehr Geschäfte unter dem eigenen Namen betreiben möchte."

In El Salvador ist das örtliche Büro der panamaischen Finanzkanzlei Mossack Fonseca durchsucht worden. Bei der Razzia seien zahlreiche Computer beschlagnahmt worden. Örtlichen Medienberichten zufolge wurden die von der Finanzkanzlei gegründeten Briefkastenfirmen von ihren Kunden in El Salvador benutzt, um ohne Kenntnis der Behörden hunderttausende Dollar zu verschieben.

In Island haben erneut tausende Menschen für einen Rücktritt der Regierung und sofortige Neuwahlen demonstriert. Zwischen 5000 und 6000 Demonstranten versammelten am Samstag in der Nähe des Parlaments. Es war der sechste Tag in Folge mit Protesten gegen die Regierung. Für das 320 000-Einwohner-Land war dies eine historische Mobilisierung. Islands neuer Regierungschef Sigurdur Ingi Johannsson war am Donnerstag offiziell in sein Amt eingeführt worden. Die Regierungskoalition hatte beschlossen, den bisherigen Landwirtschaftsminister bis zu vorgezogenen Parlamentswahlen im Herbst zum Interims-Ministerpräsidenten zu ernennen. Er löst Sigmundur David Gunnlaugsson ab, der wegen der Enthüllungen in den "Panama Papers" sein Amt aufgeben musste.

Die privaten Banken in Deutschland haben nach den Enthüllungen über Hundertausende Briefkastenfirmen in Panama vor einer Skandalisierung und übereilten Gegenmaßnahmen gewarnt. Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Michael Kemmer, sagte, er begrüße ein auf EU-Ebene im Zuge der europäischen Geldwäscherichtlinie diskutiertes und von der Bundesregierung ebenfalls angestrebtes Transparenzregister für Firmen. Ein weltweites Verbot von Briefkastenfirmen, über die diskrete Finanztransaktionen abgewickelt werden, sei jedoch unrealistisch.

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