Reaktionen auf Test einer Langstreckenrakete:China ermahnt Nordkorea nach Raketentest

Es ist ein Verstoß gegen die UN-Resolution 1874: Mit dem Test einer Langstreckenrakete hat Nordkorea einhellige Kritik der Weltgemeinschaft ausgelöst. Russland nennt Pjöngjangs Vorgehen "inakzeptabel", selbst China "bedauert" den Test.

Selbst Länder, die sich sonst mit Kritik am nordkoreanischen Regime zurückhalten, reagieren verstimmt: China und Russland "bedauern" den Test einer nordkoreanischen Langstreckenrakete. Der Test sei "entgegen der erheblichen Besorgnis der internationalen Gemeinschaft" geschehen, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums in Peking. Frieden und Stabilität auf der Koreanischen Halbinsel könnten nur durch Dialog erreicht werden.

Das russische Außenministerium erklärte, der Raketenstart trage nicht zur Stärkung der Stabilität bei und werde "negative Auswirkungen" auf die Situation in der Region haben. Es sei "inakzeptabel, dass der Raketentest trotz der UN-Resolution 1874 vorgenommen wurde", die Nordkorea den Test von Langstreckenraketen untersagt. Moskau forderte Pjöngjang auf, von weiteren Schritten abzusehen, die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats zuwiderliefen. Auch "andere Seiten" wurden aufgefordert, von Aktionen abzusehen, die die Spannungen verschärfen könnten.

Das Auswärtige Amt in Berlin bestellte den Botschafter des Landes ein, das teilte ein Sprecher mit. Zugleich werde der deutsche Botschafter in Pjöngjang bei der dortigen Regierung vorstellig, um gegen den Verstoß gegen internationale Auflagen zu protestieren.

Kürzlich war noch die Rede von technischen Problemen

Zuvor hatte Nordkorea zum zweiten Mal in diesem Jahr einen umstrittenen Raketenstart unternommen. Die mehrstufige Langstreckenrakete des Typs Unha-3 sei am Mittwoch abgehoben, teilte ein Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums in Seoul mit.

Wie südkoreanische Medien unter Berufung auf Militärs berichteten, startete sie von einer Abschussrampe an der Westküste des Landes. Wenig später fiel die erste Stufe ins Gelbe Meer. Nordkorea bezeichnete den Test als Erfolg.

Das Land hatte kürzlich noch erklärt, das Zeitfenster für den Test wegen technischer Probleme um eine Woche bis zum 29. Dezember verlängern zu wollen, und betont weiter den friedlichen Charakter des Raketenprogramms, bei dem nach offiziellen Angaben ein Beobachtungssatellit ins All gebracht werden soll. Für Südkorea, Japan und die USA gilt der Satellitenstart jedoch als Vorwand Nordkoreas, um eine waffenfähige Rakete zu testen.

Sowohl Japan als auch Südkorea reagierten alarmiert. Japan äußerte umgehend scharfe Kritik am Vorgehen Nordkoreas. Der Raketenstart sei unerlaubt, sagte Regierungssprecher Osamu Fujimura. Zudem seien bei dem Test westlich der Koreanischen Halbinsel sowie östlich der Philippinen (die zweite Stufe) Trümmer niedergegangen. Zugleich rief Fujimura die Japaner zur Ruhe auf.

Der Einsatz der Raketentechnologie durch Nordkorea bedrohe die regionale Sicherheit und sei ein direkter Verstoß gegen geltende UN-Resolutionen, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Tommy Vietor. "Diese Aktion ist ein weiteres Beispiel für das unverantwortliche Verhaltensmuster Nordkoreas."

UN-Sicherheitsrat soll zusammentreten

Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak berief für Mittwoch eine Krisensitzung zur nationalen Sicherheit ein. Auch der UN-Sicherheitsrat tritt an diesem Mittwoch zu Beratungen zusammen. Das Treffen finde auf Antrag Japans und der USA statt, sagte ein westlicher Diplomat in New York. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bedauerte den Start der Rakete.

Der jüngste Raketenstart war der zweite Versuch eines solchen Tests seit der Amtsübernahme von Kim Jong Un, der nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il vor knapp einem Jahr "Oberster Führer" und Staatschef wurde. Ein erster Versuch war im April fehlgeschlagen. Das Geschoss brach damals kurz nach dem Start auseinander.

Nordkorea verfügt über Kurz- und Mittelstreckenraketen, doch mehrere Tests von Langstreckenraketen waren 1998, 2006, 2009 und 2011 gescheitert. US-Experten gehen davon aus, dass Nordkorea zwar ausreichend waffenfähiges Plutonium besitzt, um damit Dutzende Atombomben zu bestücken. Doch ist bislang nicht bekannt, dass das Land über funktionstüchtige Trägerraketen verfügt.

Seit dem Ende des Koreakonflikts 1953 befinden sich der Norden und der Süden der Halbinsel weiterhin formell im Kriegszustand. Damals wurde lediglich ein Waffenstillstand vereinbart.

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