Süddeutsche Zeitung

Reaktionen auf Obama-Rede:"Ein verblüffend lebloser Auftritt"

Eine "erdverbundene" Rede? Oder doch ein "Rückschlag"? In den Schlagzeilen der amerikanischen Medien schwingt Enttäuschung über den Auftritt von Barack Obama mit. Dass der Parteitag dennoch als Erfolg zu betrachten ist, habe er anderen zu verdanken.

Eine "erdverbundene" Rede? Oder doch ein "Rückschlag"? In den Schlagzeilen der amerikanischen Medien schwingt Enttäuschung über den Auftritt von Barack Obama mit. Dass der Parteitag dennoch ein Erfolg sei, habe er anderen zu verdanken. Wie lassen sich die Begriffe "Hope" und "Change" wiederbeleben, nach vier Jahren Präsidentschaft und vielen gebrochenen Wahlversprechen? Das US-Magazin The Atlantic sieht Obama an dieser Aufgabe gescheitert. Während die Vorredner Michelle Obama, Bill Clinton, John Kerry und Joe Biden geglänzt hätten, habe der Präsident einen "verblüffend leblosen Auftritt" gezeigt - die "Antiklimax" des Parteitags.

Ähnlich kritisch zeigt sich das Polit-Blog Politico: Obama habe den "Traum geschrumpft", heißt es in der Titelzeile. Seine Rede habe die geringen Erwartungen für die Wahl 2012 zusammengefasst: "Da gab es etwas Hoffnung, nicht viel Wandel und haufenweise Spott für Romney."

Die Washington Post präsentiert ihren Lesern ein Zitat Obamas. Er könne "unseren Herausforderungen gerecht werden". In einem Kommentar heißt es, der Präsident habe zwar betont, er sei gewählt worden, um dem Volk die Wahrheit zu sagen. "Aber in seiner Rede kamen die Wahrheiten etwas zu kurz."

"Präsidial, aber erdverbunden" findet das Online-Magazin Slate den Auftritt. Die Rede sei "fachmännisch" gewesen, "gehalten von einem Präsidenten, der von der Realität beansprucht worden ist." Bei seinem Auftritt auf dem Parteitag 2008 hätten die Zuhörer geweint, diesmal hätten sie Joe Bidens Rede inspirierender gefunden als die des Präsidenten.

Die New York Times hält Obama zugute, er habe "in einer von kurzfristigen Erwartungen geprägten Ära" eine langfristige Blaupause für den Aufschwung dargelegt. Der Präsident habe um mehr Zeit gebeten, um die Wiederbelebung des Landes zu erreichen.

"Throwback", titelt die Huffington Post äußerst hintersinnig. Das kann "Rückkehr", "Rückschlag" oder auch "wiederkehrende Merkmale" bedeuten. Obama wird eingerahmt von den einstigen Präsidenten Franklin D. Roosevelt (links) und Lyndon B. Johnson - beide stehen für Erfolge in der Sozialpolitik.

Fox News ist das bevorzugte Medium der Republikaner, doch der Präsident kommt hier kaum schlechter weg als anderswo. "Obama präsentiert sich als erprobter Anführer und sagt, die 'Hoffnung' von 2008 sei lebendig", titelt der TV-Sender auf seiner Website. Die Kulisse für den Auftritt sei kleiner gewesen als vor vier Jahren. Die Rede sei stark auf Inhalte ausgerichtet gewesen und habe konkrete Ziele benannt.

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