Reaktion von Angela Merkel:"Er war sehr entschlossen"

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Angela Merkel konnte Horst Köhler nicht umstimmen - und will jetzt einen breit akzeptierten Nachfolger. Auch die Oppositionsparteien sollen ihn mittragen.

Nach dem Rückzug von Bundespräsident Horst Köhler soll die Koalition nach dem Willen von Kanzlerin Angela Merkel einen Nachfolger finden, der auch von Oppositionsparteien mitgetragen wird. Es solle ein Kandidat sein, der "eine Chance hat, von allen akzeptiert zu werden", sagte sie am Montagabend in einem Gemeinschaftsinterview von ARD und ZDF.

Angela Merkel hat versucht Horst Köhler umzustimmen. Erfolglos: "Er war sehr entschlossen." (Foto: ap)

CDU/CSU und FDP würden sich zunächst auf einen Vorschlag einigen und dann "auf die anderen zugehen". Dabei werde die Frage des Geschlechts keine Rolle spielen. Der künftige Kandidat könne ein Politiker sein. Merkel erklärte aber auch: "Der heutige Tag darf nicht dazu führen, dass Seiteneinsteiger in der Politik keine Chance mehr haben." Die Kanzlerin verwies darauf, dass die schwarz-gelbe Koalition bei der anstehenden Neuwahl des Staatsoberhaupts in der Bundesversammlung eine klarere Mehrheit habe als bei der Wiederwahl Köhlers vor einem Jahr.

Merkel wies Vorwürfe zurück, Köhler gegen die Kritik an seinen umstrittenen Interview-Äußerungen zum Sinn von Militäreinsätzen nicht genug in Schutz genommen zu haben. Von einer Nachfrage des Bundespräsidialamts nach Unterstützung "ist mir nichts bekannt", sagte sie. Die Regierungssprecher hätten darüber mit dem Präsidialamt gesprochen, und dieses habe Köhlers Äußerungen auch klargestellt. Sie habe sich an die übliche Regelung gehalten: "Die Bundeskanzlerin fängt nicht an, die Äußerungen des Staatsoberhaupts zu interpretieren."

Die Kanzlerin wollte Köhlers Rücktritt auch nicht als Angriff auf sich verstehen. "Ich sehe das nicht als Affront." Sie fügte hinzu: "Ich habe ja auch keinen Anspruch darauf, dass ein Mensch alle Entscheidungen nach meinen Wünschen fällt." Für Merkel kam Köhlers Vorab-Information "absolut überraschend".

Ihr sei in einer CDU-Präsidiumssitzung ein Zettel mit dem dringenden Wunsch Köhlers nach einem Gespräch gereicht worden. Sie habe zunächst gedacht, es gehe um die tödliche Auseinandersetzung zwischen der israelischen Marine und Schiffen propalästinensischer Aktivisten auf dem Weg zum Gaza-Streifen. Es sei ihr dann nicht gelungen, ihn umzustimmen. "Er war sehr entschlossen."

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