Reaktion auf Mohammed-Karikaturen:Frankreich schließt Botschaften in muslimischen Ländern

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Aus Angst vor gewaltsamen Protesten: Das französische Außenministerium wird am Freitag Botschaften und Schulen in etwa 20 Ländern schließen. Die Regierung will damit Ausschreitungen wegen der Veröffentlichung neuer Mohammed-Karikaturen in einer Pariser Satire-Zeitschrift vorbeugen. Der Verlag will mit einer neuen Auflage nachlegen.

Aus Angst vor gewaltsamen Übergriffen wegen der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in Frankreich werden am Freitag die französischen Botschaften und Schulen in etwa 20 Ländern geschlossen. Das teilte das Außenministerium in Paris mit. Befürchtet werden offenbar Ausschreitungen nach den Freitagsgebeten in muslimischen Ländern.

Das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo hatte zuvor trotz der gewaltsamen Proteste gegen den Mohammed-Film aus den USA neue Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlicht. Die Zeichnungen seien nicht provozierender als gewöhnlich, sagte der verantwortliche Redakteur Stéphane Charbonnier in einem Interview des Nachrichtensenders i>Télé. Zugleich verwies er auf die Pressefreiheit.

Auf der Titelseite der aktuellen Ausgabe vom Mittwoch ist ein gebrechlicher Mann mit Turban in einem Rollstuhl zu sehen. Er wird von einem anderen Mann geschoben, der einen orthodoxen Juden darstellen soll. "Man darf sich nicht lustig machen", wird den beiden Figuren in einer Sprechblase in den Mund gelegt. Darüber prangt der Titel "Intouchables 2", eine Anspielung auf den Titel des beliebten Films, der in Deutschland als "Ziemlich beste Freunde" in die Kinos kam. Die Titelseite war am Dienstagabend auf der Webseite des Blattes zu sehen. Weitere Karikaturen im Blatt kommentieren die derzeitige Empörung über das in den USA produzierte, islamfeindliche Mohammed-Video.

Am Mittwochvormittag war die Webseite von Charlie Hebdo nicht erreichbar, der Grund dafür war zunächst unbekannt. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, habe es sich dabei nach Vermutungen der Zeitschrift um einen Hacker-Angriff radikaler Islamisten gehandelt. Bislang sei es nicht gelungen, wieder online zu gehen, sagte eine Sprecherin des Blatts. Die Facebook-Seite sei ebenfalls attackiert worden, sie konnte nach einiger Zeit aber wieder aufgerufen werden.

Außenminister appelliert an Verantwortungsbewusstsein

Die französische Regierung zeigt sich besorgt über die Veröffentlichung der Karikaturen. Alles, was in der gegenwärtigen Lage provoziere, müsse verurteilt werden, sagte Außenminister Laurent Fabius. Er teilte seine "Missbilligung jeder Zügellosigkeit" angesichts der aktuellen Ereignisse mit und appellierte an ein verantwortungsbewusstes Verhalten aller.

Die Regierung kündigte derweil an, eine in Paris geplante Demonstration gegen das islamfeindliche Mohammed-Video aus den USA zu verbieten. Es gebe keinen Grund, Konflikte zuzulassen, die mit dem eigenen Land nichts zu tun hätten, erklärte Premierminister Jean-Marc Ayrault in einem Interview des Radiosenders RTL. Der eingereichte Protestantrag für diesen Samstag werde zurückgewiesen. Kritiker befürchten nun auch Gewalttaten radikaler Islamisten als Reaktion auf die Veröffentlichung der neuen Mohammed-Karikaturen.

Das angesehene Satireblatt verteidigte die Veröffentlichung. "Wir veröffentlichen Karikaturen über jeden und alles jede Woche. Wenn wir es aber mit dem Propheten machen, wird es Provokation genannt", sagte Chefredakteur Charbonnier. Die Karikaturen würden nur diejenigen schockieren, die schockiert sein wollten.

Der französische Rat der Muslime teilte seine "tiefe Bestürztheit" angesichts der "beleidigenden Zeichnungen" mit. Der Rat sei besorgt, dieser "unverantwortliche Akt" könne neue Spannungen schüren.

Schon mehrmals gewaltsame Proteste wegen Karikaturen

Wenige Stunden vor der Veröffentlichung traf die französische Polizei nach eigenen Angaben Sicherheitsvorkehrungen vor dem Redaktionsgebäude von Charlie Hebdo in Paris. Im November 2011 war es zu massiven Protesten gekommen, nachdem das Wochenblatt eine Sonderausgabe dem islamischen Recht, der Scharia, gewidmet hatte und diese "Charia Hebdo" genannt hatte. Darin war der Prophet Mohammed als außerordentlicher Chefredakteur "eingeladen" gewesen. Demonstranten hatten damals das Gebäude in Brand gesetzt.

Trotz der erneuten Aufregung zeigt sich das Magazin unbeeindruckt und will die aktuelle Ausgabe neu Auflegen. Etwa 75.000 Exemplare würde wöchentlich gedruckt. Nun wolle man mit einer Auflagen in gleicher Höhe noch einmal nachlegen, so die Redaktion.

Mohammed-Karikaturen hatten schon mehrmals gewaltsame Proteste in der islamischen Welt ausgelöst - Anfang 2006 kamen dabei mehr als 150 Menschen ums Leben. Auslöser waren Karikaturen der dänischen Zeitung Jyllands-Posten. Seit einigen Tagen gibt es heftige Proteste gegen ein in den USA produziertes Schmäh-Video über den Propheten. Das Terrornetz al-Qaida hat dazu aufgerufen, US-Botschaften zu stürmen und Diplomaten zu töten. Bei Angriffen starben bereits etliche Menschen, darunter der US-Botschafter in Libyen.

© Süddeutsche.de/afp/dpa/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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