Rassismus:Deutscher Alltag

Die Diskriminierung Schwarzer passiert hierzulande überall.

Von Bernd Kastner

Mal sind es abfällige Bemerkungen auf der Straße, mal Kontrollen durch Polizisten, allein wegen der dunklen Haut: Menschen mit afrikanischen Wurzeln erleben täglich Diskriminierung in Deutschland, durch Mitbürger und durch den Staat. Rassismus demütigt. Es gibt viel zu kritisieren an diesem deutschen Alltag, und wer wäre geeigneter, das zu tun, als der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen? Er zeigt sich sehr besorgt über den deutschen Alltag. Allein so, wie die Menschenrechtler agieren, erreichen sie wenig.

Für eine sorgfältige Analyse genügt es nicht, dass sich drei Experten eine Woche lang in acht Städten umhören. Dafür ist mehr Zeit nötig, um sich nicht den Vorwurf der Oberflächlichkeit einzufangen. Und wenn sie bemängeln, dass Afrikaner in deutschen Statistiken "unsichtbar" seien, weil sie nicht eigens genannt sind, dann verkennen sie die deutsche Vergangenheit. Das Land tut gut daran, Menschen nicht mehr nach Ethnie oder Religion einzusortieren.

Der Garant dafür aber, dass der Bericht nicht die Beachtung erfahren wird, die er verdient, ist das Datum seiner Präsentation: am Tag nach der Bundestagswahl. Ausgerechnet die berechtigte Kritik am Alltagsrassismus wird untergehen in der Aufregung um die AfD, die zahlreiche Rassisten in den Bundestag schicken wird. Die UN-Menschenrechtler sollten Deutschland bald wieder besuchen.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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