Treffen in Rheinland-Pfalz:Vereint im Glauben an einen ukrainischen Sieg

Treffen in Rheinland-Pfalz: Verteidigungsministerin Lambrecht (ganz rechts) und ihr amerikanischer Kollege Austin (ganz links) bei einer Konferenz zum Ukraine-Krieg auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein.

Verteidigungsministerin Lambrecht (ganz rechts) und ihr amerikanischer Kollege Austin (ganz links) bei einer Konferenz zum Ukraine-Krieg auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein.

(Foto: Thomas Lohnes/Getty Images)

Auf dem US-Stützpunkt Ramstein beraten 40 Staaten über Waffenlieferungen an die Ukraine. Verteidigungsministerin Lambrecht deutet weitere Ringtausche an: "Wir sind dazu bereit." Ihr amerikanischer Kollege Austin zieht historische Vergleiche.

Von Paul-Anton Krüger, Berlin

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bemühte die Militärgeschichte, um die Leistung der ukrainischen Streitkräfte zu würdigen. 36 Tage habe die Schlacht von Iwo Jima im Pazifik gedauert, sagte er auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg, die Ardennenoffensive 40 Tage. Die Ukraine widerstehe dem russischen Angriff nun seit 62 Tagen. "Der Mut der Ukraine hat uns hier zusammengebracht", fügte er hinzu, gerichtet an seinen ukrainischen Kollegen, Oleksij Resnikow.

Länder rund um die Welt stünden vereint in der Entschlossenheit, die Ukraine im Kampf gegen "Russlands imperiale Aggression" zu unterstützen. Die Bedeutung dieses Kampfes gehe über die Ukraine und auch über Europa hinaus. Waffenlieferungen und andere militärische Hilfe an die Ukraine zu koordinieren, das war das Ziel des Treffens, zu dem mehr als 40 Staaten eingeladen waren. Künftig wolle sich die Gruppe monatlich abstimmen, kündigte Austin an. Man müsse bei der Unterstützung der Ukraine mit der Entwicklung des Krieges Schritt halten.

Neben Nato- und EU-Mitgliedern waren etwa auch Südkorea und Japan zugeschaltet, hatten Australien, Finnland, Israel oder Katar Vertreter entsandt. "Die Ukraine glaubt klar, dass sie gewinnen kann, und das tun auch alle anderen hier", sagte Austin weiter - um dann klarzumachen, dass es darum gehen müsse, die Feuerkraft der ukrainischen Truppen zu stärken. "Wir können durch unsere Verteidigungsindustrie mehr tun, um der Ukraine weiterhin dabei zu helfen, sich noch besser zu verteidigen", sagte Austin.

Resnikow hatte er tags zuvor schon in Kiew getroffen, ebenso wie den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij. Zusammen mit Außenminister Tony Blinken war Austin in die ukrainische Hauptstadt gereist, um in Erfahrung zu bringen, welche Waffen und Ausrüstung das Land braucht in der zweiten Phase des Krieges, in der sich Russlands Angriffe auf den Donbass im Osten fokussieren sowie auf die gesamte Küstenlinie am Schwarzen Meer und am Asowschen Meer im Süden. Die Bedürfnisse in den Gefechten dort seien andere als bisher, sagte Austin, und man werde "Himmel und Erde in Bewegung setzen", um ihnen gerecht zu werden.

Waffen für die Ukraine im Wert von fünf Milliarden Dollar

US-Generalstabschef Mark Milley sagte, die nächsten Wochen in der Ukraine seien "sehr, sehr kritisch". Das Land brauche fortgesetzte Unterstützung, um auf dem Schlachtfeld bestehen zu können. Die Zeit spiele nicht für die Ukraine. "Der Ausgang dieses Kampfes hängt hier und heute von den Menschen in diesem Raum ab", mahnte der ranghöchste Vertreter des US-Militärs. Bislang haben nach US-Angaben mehr als 30 Staaten der Ukraine Waffen und militärische Ausrüstung im Wert von fünf Milliarden Dollar geliefert; alleine die USA für 3,7 Milliarden Dollar.

Austin würdigte am Nachmittag die "bedeutende" Entscheidung der Bundesregierung, der Ukraine Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard zu liefern. Auch habe Großbritannien dem Land Systeme zur Luftverteidigung zugesagt. Kanada werde acht gepanzerte Fahrzeuge liefern. Ziel der monatlichen Treffen soll es vor allem sein, die Lieferung von schweren Waffen und Munition zu koordinieren. Die USA hatten ihre eigenen Hilfen zuletzt stark ausgeweitet.

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) verwies neben der Lieferung von Gepard-Flugabwehrpanzern auf den Ringtausch, den die Bundesregierung "mit unseren Partnern in Osteuropa" initiiere. "Hier kann man noch mehr tun, wir sind dazu bereit", sagte sie. Bei diesem Modell geben Staaten Gerät aus sowjetischer Produktion an die Ukraine weiter, Deutschland füllt die entstehenden Lücken auf. Die Konferenz habe dazu beigetragen zu identifizieren, wo es weiteren Unterstützungsbedarf gebe. Mit Bezug auf die Flugabwehr erfülle Deutschland genau dies. Darüber hinaus nannte sie auch Drohnen, ohne dies weiter auszuführen. Gleichzeitig betonte die Ministerin, es müsse weiter sichergestellt werden, dass die Nato und Deutschland nicht Kriegspartei würden. Dem trage die Bundesregierung mit "sehr maßvollen Entscheidungen" Rechnung.

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