RAF-Debatte um Begnadigung:Briefe an Bundespräsident Köhler

Gegen eine Begnadigung des einstigen RAF-Terroristen Christian Klar wenden sich mehrere Opfer-Angehörige in Briefen an Bundespräsident Köhler.

Vor kurzem hat sich Michael Buback, Sohn des 1977 von der RAF erschossenen Generalbundesanwalts Siegfried Buback, in einem Beitrag für die Süddeutsche Zeitung für eine Begnadigung Klars ausgesprochen. Für ihn sei immer die Frage entscheidend gewesen, wer seinen Vater erschossen habe.

Nach den jüngsten Enthüllungen geht Michael Buback davon aus, dass nicht Klar geschossen habe - und er deshalb vorzeitig aus der Haft entlassen werden könne. Andere Hinterbliebene von RAF-Opfern teilen diese Meinung nicht - und haben an Bundespräsident Horst Köhler geschrieben, wie die ARD-Redaktion "Bericht aus Berlin" mitteilt.

Das Nein zur Begnadigung haben demnach mehrere Angehörige in ihren Briefen an Köhler deutlich bekräftigt, von denen einige dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegen. So schrieb die Polizistenwitwe Sigrun Schmid, deren Mann 1971 das erste Opfer der RAF war: "Ich kann es nicht glauben, dass Sie ernsthaft darüber nachdenken, Klar freizulassen (...) Klar zeigt bis heute keine Reue und Sie, Herr Bundespräsident, denken über seine Freilassung nach (...) Also Gnade für den Gnadenlosen!?"

Und Beate Keller, ehemals Stewardess auf der entführten Lufthansamaschine Landshut, erinnert Köhler daran, dass "Klar wusste, was ihn erwartet, als er Menschen tötete. Er hat sich von diesen Taten nie distanziert. Er weigert sich Reue zu zeigen."

Klar ist wegen mehrfachen Mordes zu sechs Mal lebenslänglich plus 15 Jahren Haft verurteilt. Seine Mindestverbüßungsdauer wurde vom Oberlandesgericht Stuttgart auf 26 Jahre festgelegt. Demnach könnte er frühestens Anfang 2009 auf Bewährung auf freien Fuß kommen. Insgesamt sind bisher sechs RAF-Mitglieder von Bundespräsidenten begnadigt worden: Angelika Speitel, Verena Becker und Bernhard Rössner von Richard von Weizsäcker, Helmut Pohl von Roman Herzog, Adelheid Schulz und Rolf-Clemens Wagner von Johannes Rau.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: