Rätsel der Woche:Wie motiviert man sich in misslicher Lage?

Wenn der Sieg in die Ferne rückt, zählt der Glaube an das, was man tut.

Von Matthias Drobinski

Wer kennt noch das "Wunder von Grotenburg"? Am 19. März 1986 lag das Fußball-Team von Bayer Uerdingen im heimischen Grotenburg-Stadion zur Pause 1:3 gegen Dynamo Dresden zurück; die Mannschaft aus der DDR hatte schon das Hinspiel 2:0 gewonnen. Doch innerhalb von 30 Minuten schossen die Uerdinger sechs Tore, gewannen 7:3 und zogen ins Europacup-Halbfinale ein. Sechs Treffer innerhalb kürzester Zeit - das könnte auch Martin Schulz gebrauchen, der Kanzlerkandidat der SPD, der unverdrossen von Marktplatz zu Marktplatz reist, während die SPD von Umfrage zu Umfrage schlechter dasteht. Wie motiviert man sich in solch einer Lage?

Indem man weiter an sich glaubt, sagt der Motivationstrainer und Sportwissenschaftler Matthias Herzog, "und Martin Schulz hat da ein Vorbild: Gerhard Schröder, der am Kanzleramts-Zaun rüttelte und rein wollte". Ganz wichtig, so der Trainer: den Glauben nicht aufgeben an das, was man tut. Positive Bilder im Kopf entstehen lassen: ich, der Kanzler. Vor jeder Rede zu sich selbst sagen: Es ist gut, was du tust, du kannst es. Und sich nicht herunterziehen lassen von den Pessimisten. Manchmal sei es angebracht, mit denen eine Zeit lang nicht so viel zu reden, die einen glauben machen wollen, das Ziel sei unerreichbar. Er habe gerade einem Fußball-Torhüter aus der Regionalliga die Selbstzweifel ausgeredet, der nach vielen Verletzungen und Rückschlägen dachte, dass es zu mehr nicht reiche als zum ewigen Talent - "und jetzt ist er zweiter Keeper in der Fußball-Bundesliga".

Was einst der Uerdinger Trainer Karl-Heinz Feldkamp den Spielern in der Halbzeit sagte? Er habe an die Mannschaft appelliert, "dass sie sich wegen der vielen Zuschauer vor dem Fernseher bitte ordentlich aus dem Wettbewerb verabschieden möge", erzählte Feldkamp später. Wen welcher Satz wie motiviert, bleibt ein Rätsel.

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