Es war ein Erdbeben der Stärke 5,1 auf der Richter-Skala, das am Mittwochmorgen Nordostasien erschütterte. Chinesische Seismologen erkannten sofort, dass es sich um ein künstliches Beben handelte. Nordkorea hatte zum vierten Mal eine Nuklearbombe getestet. Wenig später verlas eine Nachrichtensprecherin im nordkoreanischen Fernsehen mit Stolz in der Stimme, dass es dem Regime erstmals gelungen sei, eine Wasserstoffbombe zu zünden. Experten zweifelten das aufgrund der Erdbebendaten zwar an. Niemand stellt aber noch infrage, dass Nordkorea inzwischen eine Atommacht ist. Doch wie hat es ein so bitterarmer Staat geschafft, in den exklusiven Club der Atommächte vorzudringen?
Eine Atombombe zu konstruieren, ist kein Hexenwerk. Die notwendige Literatur findet sich in fast jeder Universitätsbibliothek. Die viel größere Hürde ist es, zuvor an das spaltbare Material für die Bombe zu gelangen. Wer Nordkorea-Spezialisten fragt, wer dem Land bei der Anreicherung geholfen haben könnte, bekommt mindestens genauso viele Antworten wie Fachleute, die man kontaktiert hat.
Waren es die Chinesen, die geholfen haben? Arbeitslose Wissenschaftler aus der auseinanderbrechenden Sowjetunion? Oder Spezialisten aus Pakistan oder Iran, die mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben? Denkbar ist vieles, belegbar fast nichts. Selbst die CIA räumt ein, dass Nordkorea für den amerikanischen Auslandsgeheimdienst ein weitgehend blinder Fleck ist.
Unstrittig ist, dass das Regime sogar in den Jahren der Hungerskatastrophe Millionen in das Atomprogramm steckte. Spätestens nachdem der damalige US-Präsident George W. Bush Nordkorea gemeinsam mit Kuba und dem Irak zur "Achse des Bösen" erklärt hatte, versuchte Diktator Kim Jong Il, die Bombe um jeden Preis zu bekommen. Das ist nun endgültig gelungen.