Rätsel der Woche:Wie kam die BND-Funkanlage in den Dom?

Große Aufregung in München - es geht darum, was der Auslandsgeheimdienst auf dem Turm der Kirche zu schaffen hatte.

Von Jakob Wetzel

Die Nachricht hat viele Katholiken verstört: Der Nordturm der Münchner Frauenkirche enthält nicht nur drei Glocken und ein Uhrwerk, wie sie es erwartet hätten, sondern auch eine Funkanlage des deutschen Auslandsgeheimdienstes. Irgendwann vor 1989 hat der Bundesnachrichtendienst (BND) dort oben einen Empfänger und einen Sender verbaut, mit deren Hilfe er Spione und ausländische Diplomaten in München beschatten konnte. Die Anlage verstärkte die Funksignale der eigenen Agenten und war hoch genug angebracht, dass diese auch in Häuserschluchten miteinander und mit ihren Leitstellen in München und Pullach sprechen konnten. Und darüber hinaus nutzte offenbar noch mindestens ein weiterer Dienst den 98,57 Meter hohen Turm.

Nun herrscht Rätselraten, auch in der katholischen Kirche: Wie kam die Anlage dort hinauf? Wer genehmigte das? Wieso ließ das Erzbistum München und Freising seinen Dom zweckentfremden? Und wurden mit Hilfe der Kirche womöglich gar Straftaten begangen? Hat der BND doch vor Jahren auf der Jagd nach undichten Stellen in München auch Journalisten beschattet, was er nicht durfte.

Die Kirche gab auf diese Fragen erst gar keine Antwort. Mittlerweile räumt sie ein, sie wisse selbst nicht, warum und wieso. Dass der BND im Dom eine Anlage betrieb, konnte sie zwar schon daraus schließen, dass Mitarbeiter des Geheimdienstes regelmäßig zur Wartung kamen. Es gebe aber keine Unterlagen darüber, wann die Funkanlage eingebaut wurde und wozu, ist aus der Kirche zu hören. Man gehe dem jetzt nach und wolle klären, ob das alles mit einem Gotteshaus vereinbar sei. Abhörtechnik wolle man im Dom nicht dulden. Der Geheimdienst bot am Freitag seinerseits an, die Anlage zu entfernen. Fremden Funkverkehr habe man mit ihr nie abhören können, beschwichtigte er. Und die Anlage werde seit 2011 ohnehin nicht mehr genutzt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: