Rätsel der Woche:Warum gibt es immer weniger Sozialwohnungen?

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Seit den Neunzigerjahren hat sich ihre Zahl beinahe halbiert. Das liegt am Unwillen privater Investoren, aber auch an Kommunen und Bundesländern.

Von Joachim Käppner

In Deutschland herrscht Wohnungsnot - in Teilen Deutschlands wohlgemerkt. In Großstädten und Boomregionen wie München, Freiburg und Teilen Berlins tun sich auch Durchschnittsverdiener schwer, ein bezahlbares Zuhause zu finden. Zu groß ist die Nachfrage, zu gering das Angebot. Ein klassisches Gegenmittel gegen die Spaltung der Städte in arme und reiche Viertel ist seit den Zwanzigerjahren der Soziale Wohnungsbau, also von der öffentlichen Hand gebauter und preiswert vermieteter Wohnraum.

1990, zur Zeit der Wiedervereinigung, gab es in Deutschland noch beinahe drei Millionen Sozialwohnungen, die nur für einkommensschwächere Mieter zur Verfügung standen. 2016 waren es laut Statista nur noch 1,24 Millionen.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Bemerkenswert ist: 2007 ging die Verantwortung für den sozialen Wohnungsbau ganz an die Länder über. Seitdem ist der Anteil des geförderten Neubaus von Wohnungen stark gesunken. Der Staat als Vermieter - das galt dem wirtschaftsliberalen Zeitgeist als Modell von gestern. Auch die öffentliche Hand scheute die Kosten. Auch deshalb verkauften seit den Neunzigerjahren viele Städte, aber auch Bundesländer ihren jeweiligen Bestand an Privatinvestoren, oftmals aber auch aus schierer Geldnot. Die privatisierten Wohnungen fallen nach einer gewissen Frist aus der Sozialbindung. Von da an regieren die Gesetze des Marktes. Sind die Wohnungen einmal weg, hat die Kommune kaum noch Möglichkeit zur Steuerung ihres Wohnungsmarktes.

Private Investoren wiederum stecken nur sehr ungern Geld in den Neubau von Sozialwohnungen, weil es sich in den Ballungsräumen weniger lohnt als der Bau von teuren Häusern, die sich für viel Geld vermieten oder verkaufen lassen. Preiserhöhungen sind bei Sozialmieten meist nur schwer möglich, die Rendite ist geringer.

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