Mecklenburg-Vorpommern:Vergraulen Rechtspopulisten die Touristen?

Sommerwetter an der Ostsee

Ostseestrand von Sellin

(Foto: dpa)

Mecklenburg-Vorpommern ist eine beliebte Ferienregion. Doch wer will in einem Land, in dem die AfD 21 Prozent holt, noch Urlaub machen?

Von Cornelius Pollmer

Sechs Jahre lang war es mit dem Tourismus in Dresden aufwärts gegangen, in diesem Frühling aber musste die Stadt ein Minus vermelden: Die Zahl der Übernachtungen ist 2015 um drei Prozent auf 4,3 Millionen zurückgegangen, seitdem hat sie sich auf diesem Niveau stabilisiert.

In der Berichterstattung war schnell vom "Pegida-Effekt" die Rede, mögliche andere Gründe für den Rückgang der Besucher wurden weniger betrachtet. Dabei könne auch die gestaffelte Beherbergungssteuer ins Gewicht fallen; die Stadt Dresden hat sie im Juli 2015 eingeführt. Und während die Zahl der Inlands-Touristen tatsächlich abgenommen hatten, besuchten mehr Ausländer die Stadt.

Die Frage also, ob die politische Lage den Tourismus beeinflusst, ist nicht ganz leicht zu beantworten.

Professor Martin Lohmann, Leiter des Kieler Instituts für Tourismus- und Bäderforschung, sagt, die Politik sei nur ein Kriterium für die Wahl des Reiseortes neben Hunderten anderen. Nach dem Wahlerfolg der AfD in Mecklenburg-Vorpommern haben die dortigen Tourismusverbände jedenfalls keinen nennenswerten Anstieg von Stornierungen verzeichnet; laut Lohmann ist ein solcher auch nicht zu erwarten. "Wir sind in Francos Spanien gefahren, wir sind in Titos Jugoslawien gefahren, in Berlusconis Italien - da kann man natürlich erst recht in einem 21-Prozent-AfD-MeckPomm Urlaub machen."

Die Deutschen hätten sich in dieser Frage als "relativ robust" erwiesen. Und wenn die beim Studienreiseanbieter Studiosus fast komplett erlahmte Nachfrage nach der Türkei als Zeichen für einen politisch sensibler werdenden Urlauber gesehen werden könnte, ist doch gleichzeitig festzuhalten: Reisen nach Iran werden bei Studiosus gerade außerordentlich gut gebucht. Selbst die Folgen von Terroranschlägen verpufften schnell und beträfen selten ein ganzes Land.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: