Rätsel der Woche:Verdienen Ärzte in Deutschland zu viel?

Mediziner in Deutschland gelten als gut bezahlt - für manche sind sie zu gut bezahlt. In der Tat verdienen Ärzte ausgezeichnet - doch es gibt Faktoren, die ein hohes Salär durchaus rechtfertigen.

Von Kim Björn Becker

Ärzte gelten hierzulande als Spitzenverdiener. Und in der Tat werden Mediziner in Deutschland überdurchschnittlich gut vergütet. Ob sie zu viel verdienen, ist daher zuvorderst eine Frage der Maßstäbe.

Derzeit gibt es in Deutschland etwa 370 000 praktizierende Ärzte. Jeder dritte hat sich mit einer eigenen Praxis niedergelassen. Der mittlere Ertrag je Praxisinhaber lag im Jahr 2011 bei 166 000 Euro, allerdings hängt das Einkommen stark vom Fachgebiet ab. Allgemeinmediziner können mit 138 000 Euro rechnen, Radiologen kommen auf 303 000 Euro. Etwa die Hälfte aller Ärzte arbeitet im Krankenhaus, die Gehaltszahlen sind uneinheitlich. Laut mehrerer Studien verdienen Oberärzte zwischen 110 000 und 146 000 Euro pro Jahr, Chefärzte kommen auf durchschnittlich 280 000 Euro.

Im Vergleich zu den Absolventen anderer Studienfächer sind Mediziner in der Spitzengruppe. Laut einer Gehaltsumfrage beträgt das durchschnittliche Brutto-Jahresgehalt von Fach- und Führungskräften 52 000 Euro, Ärzte kommen also meist auf ein Vielfaches. Allerdings brauen sie bis dorthin auch länger - sie müssen bis zur Approbation drei Staatsexamen ablegen und durchlaufen danach noch eine Facharztausbildung. Auch bei den Arbeitsbedingungen spricht einiges für die Ärzte. Folgt man den Zahlen der Deutschen Krankenhausgesellschaft, arbeiten junge Klinikärzte durchschnittlich 46 Stunden pro Woche, vier Stunden mehr als im Mittel aller Berufstätigen. Nach Angaben der Ärztegewerkschaft Marburger Bund sind die Arbeitszeiten länger, fast jeder Zweite ist zwischen 49 und 59 Stunden pro Woche im Dienst.

Längere Ausbildungsdauer und längere Arbeitszeiten rechtfertigen durchaus eine bessere Vergütung. Allerdings stieg das Einkommen der Ärzte seit der Jahrtausendwende deutlich stärker an als die Durchschnittsgehälter. Niedergelassene Ärzte verdienten 2011 etwa 40 000 Euro mehr pro Jahr als 2003. Dieses Plus entspricht in anderen Branchen durchaus einem Jahresgehalt.

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