Radverkehr:Wenn es eng wird

Wer Radfahren fördern will, muss Autos Platz wegnehmen.

Von Markus Balser

Wer im Morgenverkehr über Berlins Straßen, über Hauptverkehrsachsen in München oder Hamburg radelt, der spürt den wachsenden Verkehr buchstäblich hautnah. Die Städte werden größer, das bringt mehr Autoverkehr in die Zentren. Es wird enger und oft gefährlicher. Auch der Fahrradverkehr hat in den vergangenen Jahrzehnten enorm zugelegt, ohne dass die Infrastruktur mitgewachsen ist.

Nun kündigt der zuständige Minister an, das Einrichten von Radwegen zu erleichtern und Geldbußen für Autofahrer zu erhöhen. Doch die härtere Konkurrenz um Flächen macht klar: Es reicht längst nicht mehr aus, Fahrradsymbole auf die Straßen zu malen oder Autofahrer nur daran zu hindern, Radwege zu Parkplätzen umzufunktionieren. Wer den Radverkehr wirklich fördern will, muss bereit sein, dem Auto Platz wegzunehmen. Das allerdings wagte bislang kein Verkehrsminister im Autoland Deutschland.

Auch unter Scheuer bahnt sich noch keine echte Wende an. Wie groß das Ungleichgewicht zwischen Rad- und Autoverkehr noch immer ist, zeigt eine einzige Zahl: 25 Millionen Euro zahlt der Bund jährlich für die Förderung von Radschnellwegen. Bei aktuellen Baukosten reicht das für 25 Kilometer - bundesweit. Neue Gesetze sind ein Anfang, der Radverkehr aber braucht eine neue Politik.

© SZ vom 14.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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