Großbritannien:Queen Elizabeth II. 1926 - 2022

Großbritannien: Lediglich ein französischer König aus dem 17. Jahrhundert hielt sich länger auf dem Thron als Elizabeth die II.

Lediglich ein französischer König aus dem 17. Jahrhundert hielt sich länger auf dem Thron als Elizabeth die II.

(Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP)

Die britische Königin, die seit 1952 auf dem Thron saß, ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Das Vereinigte Königreich trauert um seine Monarchin. Charles wird neuer König.

Von Michael Neudecker, London

Am Donnerstagabend verschickte der Buckingham Palace eine knappe Mitteilung, schwarz umrandet: "The Queen died peacefully at Balmoral this afternoon." Die britische Königin Elizabeth II. ist am Donnerstag im Alter von 96 Jahren verstorben, "friedlich" sei sie am Nachmittag auf Schloss Balmoral in Schottland verschieden. Die Mitteilung wurde unmittelbar danach auch am Tor des Buckingham-Palastes in London angebracht, wo sich schon seit Stunden immer mehr Menschen versammelten, seit der Palast am frühen Nachmittag noch mitgeteilt hatte, es gebe "Besorgnis" um den Gesundheitszustand der Queen. Um 18.30 Uhr Ortszeit wurde die Flagge am Palast auf halbmast gesetzt, auch in den Londoner U-Bahn-Linien wurde die Nachricht vom Tod der Queen verlesen.

Die britischen Nachrichtensender spielten zu Ehren der Queen die britische Hymne "God save the Queen", die nun umgeschrieben wird. Ihr Sohn Charles wird mit dem Tod seiner Mutter automatisch König, er wird als Charles III. das Amt des britischen Staatsoberhauptes übernehmen. Charles' Sohn William, der zum Thronfolger aufrückt, trägt nun den Titel "Herzog von Cornwall und Cambridge".

Am Nachmittag bereits hatte das Unterhaus seine Sitzung kurz unterbrochen. Premierministerin Liz Truss und Oppositionsführer Keir Starmer hatten während der laufenden Debatte Zettel mit der Mitteilung zum Gesundheitszustand der Queen zugesteckt bekommen, kurz darauf unterbrach der Sprecher des Unterhauses die Sitzung, um alle Abgeordneten zu informieren. In der Mitteilung stand lediglich, die Queen befinde sich "unter ärztlicher Aufsicht", allerdings äußert sich der Palast selten zum Gesundheitszustand der Monarchin, weshalb rasch klar war, dass es diesmal ernst sein müsse. Die Nachrichtensender zeigten danach stundenlang abwechselnd Bilder vom Flughafen Aberdeen, vom Eingangstor zu Schloss Balmoral oder vom Buckingham Palast, wo sich trotz des Regens im Laufe des späten Nachmittags mehr und mehr Menschen versammelten.

Noch am Dienstag hatte die Königin die Premierministerin ernannt

Seit mehreren Wochen befand sich die britische Monarchin auf Schloss Balmoral, der Sommerresidenz der königlichen Familie in Schottland. Zuletzt hieß es stets, sie habe "Mobilitätsprobleme", weshalb sie am Dienstag erstmals in ihrer 70-jährigen Regentschaft den Wechsel ihrer Premierminister nicht in London vornahm. Sie ernannte Liz Truss, ihre 15. Premierministerin und Nachfolgerin des zurückgetretenen Boris Johnson, im Empfangszimmer von Balmoral. Die Fotos, die dabei entstanden, die Queen in Rock und Strickjacke, im Hintergrund flackert das Kaminfeuer, sind nun die letzten öffentlichen Bilder der Queen.

Thronfolger Charles und seine Frau Camilla machten sich am Nachmittag auf den Weg nach Schottland, auch Prinz Andrew, Prinz Edward und dessen Frau Sophie, Prinzessin Anne sowie Charles' Söhne William und Harry reisten nach Aberdeenshire, wo Schloss Balmoral liegt. Harry wohnt mit Frau Meghan eigentlich in den USA, ist allerdings derzeit ohnehin in Europa: Er war gerade in Düsseldorf, dem Standort der von ihm initiierten Invictus Games, die 2023 in Deutschland stattfinden werden.

Charles, der neue König, teilte mit, dies sei "ein Moment größter Traurigkeit". Er wird mit Camilla, die nun den Titel "Queen Consort" trägt, an diesem Freitag zurück nach London reisen. Premierministerin Liz Truss sagte in einer kurzen Rede in Downing Street, "wir alle sind erschüttert von dieser Nachricht", die Queen sei "der Fels" gewesen, "auf dem das moderne Großbritannien gebaut wurde". Truss beendete ihre Rede mit den Worten "Lang lebe der König". Auch zahlreiche andere Regierungs- und Staatschefs kondolierten. "Königin Elizabeth II. ist eine Frau, die ein Jahrhundert geprägt hat", schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an das Königshaus. "Sie war mehr als eine Monarchin, sie definierte eine Ära", sagte US-Präsident Joe Biden.

Zehn Tage lang wird die Nation trauern. Dazu gehört auch, dass der Sarg der Königin drei Tage lang im Palace of Westminster aufgebahrt wird, damit die Bevölkerung sich von ihr verabschieden kann. Das Staatsbegräbnis soll nach Plan am zehnten Tag nach ihrem Tod stattfinden.

Bereits seit vielen Jahren gibt es einen detailliert ausgearbeiteten Plan für die Tage nach dem Tod der Queen, "Operation London Bridge". Alle wichtigen Mitglieder der königlichen Familie haben für derartige Fälle Codenamen nach Brücken. Für den nun eingetretenen Fall, dass die Queen in Schottland stirbt, gibt es zusätzlich die "Operation Unicorn", darin ist unter anderem festgehalten, wann und wie ihr Leichnam nach London gebracht werden soll. Vorgesehen ist ein Transport per Zug.

Queen Elizabeth II. war weltweit die am zweitlängsten regierende Monarchin der Geschichte. Länger regierte nur Louis XIV. in Frankreich im 17. Jahrhundert.

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