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Putin plant Eurasische Union:"Niemand hat die Absicht, eine neue Sowjetunion zu errichten"

Einst hat er den Zerfall der UdSSR als "größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts" bezeichnet, jetzt plant Wladimir Putin, der 2012 als russischer Präsident in den Kreml zurückkehren will, eine Eurasische Union. Doch Putin versichert, er wolle nichts aus der Vergangenheit kopieren.

Vor wenigen Tagen erst hat der russische Regierungschef Wladimir Putin den für 2012 geplanten Ämtertausch mit Kremlchef Dmitrij Medwedjew angekündigt, schon entwirft er ambitioniert und gar nicht zurückhaltend politische Visionen.

Putin ruft frühere Sowjetrepubliken zur gemeinsamen Bildung einer Eurasischen Union auf. Das Bündnis könnte zum politisch-wirtschaftlichen Bindeglied zwischen der EU und dem Pazifikraum werden, schrieb Putin in einem Beitrag für die Moskauer Zeitung Iswestija.

Niemand habe die Absicht, eine neue Sowjetunion zu errichten, beteuerte der Ex-Kremlchef. "Es wäre naiv, etwas aus der Vergangenheit zu kopieren." Putin hatte den Zerfall der UdSSR einst als "größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts" bezeichnet.

Er will 2012 als Präsident in den Kreml zurückkehren. In dem Beitrag schrieb Putin, dass eine Zollunion aus Russland, Weißrussland und Kasachstan 2012 in Kraft trete.

Danach sei die Einbeziehung der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken Kirgistan und Tadschikistan geplant. "Wir schlagen das Modell einer mächtigen übernationalen Vereinigung vor, die in der Lage ist, eine Stütze der heutigen Welt zu werden."

Die Eurasische Union solle auf den "Erfahrungen der Europäischen Union und anderer Regionalbündnisse" aufbauen, heißt es in Putins Beitrag. Es müsse eine "höhere Stufe der Integration" erreicht werden.

Putin sprach sich für das Niederreißen von Handelshemmnissen und die Freizügigkeit für Jobsuchende aus. Die Eurasische Union solle zur Stabilität der weltweiten Entwicklung beitragen.

Der Gastbeitrag ist das erste veröffentlichte Strategiepapier Putins, seit er seine Kandidatur für das Präsidentenamt angekündigt hat. Allgemein wird damit gerechnet, dass Putin die Abstimmung im März 2012 gewinnt. Putin hat die besten Aussichten, nach der Wahl im März erneut das höchste Staatsamt auszuüben und seinem Vertrauten Dimitrij Medwedjew in diesem Amt nachzufolgen.

In der Vergangenheit hatte Putin bereits einen Wirtschaftsraum von Lissabon bis Wladiwostok vorgeschlagen. Das Projekt war im Westen jedoch auf Skepsis gestoßen. Die Bundesregierung hatte betont, zunächst müsse Russland Mitglied der Welthandelsorganisation WTO werden. Der Beitritt verzögert sich aber seit vielen Jahren.

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