An den Ermittlungen zur Todesursache des am Samstag in Großbritannien tot aufgefundenen russischen Oligarchen Boris Beresowskij haben auch Experten für chemische, biologische, radioaktive und atomare Gefahren teilgenommen, nach eigenen Angaben jedoch "nichts Beunruhigendes" gefunden. Sie befanden sie sich zusammen mit Polizisten in der Nacht zum Sonntag auf Beresowskijs Anwesen in Ascot nahe London.
Der Leichnam des schwerreichen Kremlkritikers befand sich noch dort, wie es in einer Erklärung der Polizei hieß. Wie die zuständige Thames Valley Police mitteilte, handelte es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht.
Beresowskijs Anwalt Alexander Dobrowinski hatte der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge zuvor gesagt, sein Mandant sei angesichts seiner hohen Schulden verzweifelt gewesen und habe sich wahrscheinlich das Leben genommen. Die Polizei nannte die Todesumstände "ungeklärt" und riegelte das Anwesen und die angrenzenden Straßen ab.
Beresowskij befand sich seit Putins Machtantritt im Exil in Großbritannien. Dorthin war er im Jahr 2000 ausgewandert. Seither hatte er die russische Opposition massiv finanziell unterstützt. 2003 erhielt er politisches Asyl.
Russland legte ihm zahlreiche Wirtschaftsverbrechen zur Last und forderte von Großbritannien seit Jahren die Auslieferung. Die Regierung in London hatte das allerdings abgelehnt. Auch wegen Beresowskij waren die britisch-russischen Beziehungen massiv gestört.
Mehrere Mordanschläge auf den Kremlkritiker
Lange galt er als Russlands Staatsfeind Nummer eins. Beresowskij hatte mehrere Mordanschläge überlebt. Er war außerdem ein enger Freund von Alexander Litvinenko, einem russischen Dissidenten, der 2006 durch eine Attacke mit radioaktivem Polonium-210 in London ermordet wurde.
Beresowskij war in den neunziger Jahren während der Privatisierungen unter dem damaligen Präsidenten Boris Jelzin zu seinem Vermögen gekommen und galt unter Jelzin als graue Eminenz des Kreml, fiel aber nach dem Amtsantritt Putins in Ungnade.
Die russischen Behörden warfen Beresowskij im vergangenen Jahr Anstiftung zu "massiven Störungen" vor, nachdem er im April dazu aufgerufen habe, die Rückkehr Putins in den Kreml zu verhindern. Er habe die russischen Bürger öffentlich zu "massiven Störungen" aufgefordert, die von Gewalt begleitet gewesen seien. Damit habe er auf "illegale" Weise versucht, die Vereidigung Putins zum Präsidenten zu verhindern.
Beresowskij hatte damals in einem offenen Brief denjenigen eine finanzielle Belohnung angeboten, die "den gefährlichen Kriminellen Putin stoppen". Seine Landsleute rief er auf, den Festzug Putins anlässlich dessen Vereidigung am 7. Mai am Einzug in den Kreml zu hindern. Der Brief war zunächst auf der Seite des russischen Radiosenders Moskauer Echo veröffentlicht, später aber wegen einer angedrohten Strafverfolgung von dort entfernt worden. Er war dann aber weiterhin über Beresowskijs Blog einsehbar.