Nach dem Absturz der Passagiermaschine in Kasachstan mit 38 Toten hat sich Kremlchef Wladimir Putin bei dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev für den Vorfall entschuldigt. „Wladimir Putin entschuldigte sich dafür, dass sich der tragische Vorfall im russischen Luftraum ereignete“, teilte der Kreml in Moskau nach einem Telefonat der beiden mit.
Demnach erklärte Putin auch, dass zu dem Zeitpunkt die russische Flugabwehr im Einsatz gegen ukrainische Drohnenangriffe war. Dass die Flugabwehr das Flugzeug mit einer Rakete getroffen habe, sagte Putin in dieser Deutlichkeit allerdings nicht. Putin „sprach den Familien der Opfer erneut sein tiefes und aufrichtiges Beileid aus und wünschte den Verletzten eine baldige Genesung“, teilte der Kreml weiter mit. In dem Gespräch sei festgestellt worden, dass das aserbaidschanische Passagierflugzeug wiederholt versuchte, auf dem Flughafen von Grosny zu landen. „Gleichzeitig wurden Grosny, Mosdok und Wladikawkas von ukrainischen Kampfdrohnen angegriffen, wobei die russische Luftabwehr diese Angriffe abwehrte“, teilte der Kreml mit.

Absturz in Kasachstan:74 Minuten Tortur
Nach dem mutmaßlichen Abschuss einer Embraer 190 in Kasachstan zieht die israelische El Al Konsequenzen und stoppt ihre Flüge nach Russland. Für einige Airlines sind die Routen über die Region aber nach wie vor wichtig.
Selenskij spricht mit Aliyev
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat ebenfalls mit Aliyev gesprochen und sein Beileid ausgedrückt. Das schrieb Selenskij auf der Plattform X und forderte, Russland müsse Erklärungen geben und damit aufhören, Desinformationen zu verbreiten. Fotos und Videos zeigten eindeutig den Schaden am Flugzeugrumpf, der stark darauf hindeute, dass die Maschine von einer Flugabwehrrakete getroffen worden sei. Aliyev forderte in Baku ein klares Schuldeingeständnis von Russland. Die Maschine sei im russischen Luftraum über der tschetschenischen Stadt Grosny vom Boden aus beschossen worden, sagte er dem aserbaidschanischen Staatsfernsehens AzTV.
In der Mitteilung des Kreml heißt es, russische Ermittler hätten ein Verfahren eingeleitet – wegen Verstoßes gegen die Regeln für Flugverkehrssicherheit. „Die ersten Ermittlungsmaßnahmen sind im Gange, und es werden zivile und militärische Spezialisten befragt.“ Zudem seien zwei Mitarbeiter der aserbaidschanischen Generalstaatsanwaltschaft in Grosny, wo sie mit Vertretern der russischen Seite zusammenarbeiteten. Auch an der Absturzstelle in der Nähe von Aktau gingen die Arbeiten der Ermittler aus Russland, Aserbaidschan und Kasachstan weiter.
EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas forderte etwa zeitgleich mit den Äußerungen aus Moskau eine rasche, unabhängige internationale Untersuchung und verglich den Vorfall in einem Post auf X mit Flug MH17. Die Boeing der Malaysia Airlines war am 17. Juli 2014 über dem Donbass-Gebiet von einer russischen Flugabwehrrakete abgeschossen worden. Alle 298 Menschen an Bord starben.
Airlines schränken Flüge in russische Städte ein
Die aserbaidschanische Regierung hatte am Freitag erstmals öffentlich von einem Waffeneinsatz gegen das in Kasachstan abgestürzte Passagierflugzeug gesprochen. Schäden am Wrack und Zeugenaussagen legten nahe, dass das Flugzeug von außen beschädigt worden sei. Dies sei über dem ursprünglichen Zielflughafen Grosny in Russland geschehen. Die Maschine der Fluggesellschaft Azerbaijan Airlines mit 67 Menschen an Bord flog trotz ihrer Schäden über das Kaspische Meer. Bei der versuchten Landung in Aktau in Kasachstan stürzte sie ab.
Azerbaijan Airlines hatte infolge des Absturzes den Flugbetrieb in zehn russische Städte von Baku aus eingestellt. Die israelische Fluglinie El Al beschloss am Freitag, den russischen Luftraum bis auf Weiteres zu meiden und Flüge nach Moskau auszusetzen.
Neben der israelischen Fluggesellschaft und Azerbaijan Airlines schränken auch Qazaq Air und FlyDubai ihr Angebot ein und fliegen mehrere Ziele in Russland nicht mehr an.