Pussy-Riot-Mitglieder freigelassen:Ikonen des Widerstandes gegen Putin

Die feministische Punk-Band Pussy Riot wurde zum Symbol des Widerstands gegen Russlands Präsident Putin. Die beiden Musikerinnen wollen nach ihrer Freilassung in die Politik. Ein Rückblick auf Pussy Riots "Punk-Andacht" und kämpferische Auftritte vor Gericht.

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Die feministische Punk-Band Pussy Riot wurde zum Symbol des Widerstands gegen Russlands Präsident Putin. Die beiden Musikerinnen wollen nach ihrer Freilassung in die Politik. Ein Rückblick auf Pussy Riots "Punk-Andacht" und kämpferische Auftritte vor Gericht. Die Aktivistinnen der russischen Punkband Pussy Riot erwägen den Gang in die Politik. Zur Präsidentschaftswahl in Russland würden sie sich zwar nicht aufstellen lassen, sagt Nadeschda Tolokonnikowa während einer Pressekonferenz in Berlin. Aber sie könnten sich vorstellen, bei der nächsten Bürgermeisterwahl in Moskau anzutreten, fügt sie hinzu. "Das wäre einen Versuch wert", sagt Bandkollegin Maria Aljochina.

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Auch das letzte Mitglied von Pussy Riot, Frontfrau Nadeschda Tolokonnikowa, kommt am 23.12. frei. Zuletzt war die 24-Jährige im ostsibirischen Krasnojarsk, etwa 4200 Kilometer von Moskau, inhaftiert. "Russland ohne Putin", ruft Tolokonnikowa Medienberichten zufolge nach ihrer Entlassung.

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In der Freiheit empfangen wird Tolokonnikowa unter anderem von ihrem Ehemann, Pjotr Wersilow.

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Bereits am Morgen wird Bandkollegin Maria Aljochina entlassen. Am Bahnhof von Nischni Nowgorod spricht die 25-Jährige mit Journalisten. Wie Tolokonnikowa zeigt sie sich ungebrochen und kämpferisch.

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Die Amnestie durch Wladimir Putin kritisiert Aljochina als "PR-Schachzug". Sie sagt, dass sich ihre Einstellung zum russischen Präsidenten nicht geändert habe. Und sie beschreibt die Folgen der Haft: "Ich habe keine Angst vor gar nichts mehr", sagt sie dem britischen Guardian.

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Die zwei Aktivistinnen saßen fast zwei Jahre in Haft. Mitte Dezember verkündete der russische Präsident Wladimir Putin auf einer Pressekonferenz die vorzeitige Entlassung der Musikerinnen. Ursprünglich wären die Aktivistinnen frühestens im März 2014 freigekommen.

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"Tatsächlich ist der Präsident klein und armselig. Das sieht man an seinen Taten als Mensch und Politiker", sagte Nadeschda Tolokonnikowa in einem Interview während ihrer Haft. Immer wieder hatten die Verteidiger von Pussy Riot auf eine vorzeitige Entlassung plädiert. Bis dato erfolglos. Die landesweite Amnestie bewerten Kritiker nun als Beruhigungsmaßnahme und inszenierten Akt der Gnade vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi.

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Nach der Verurteilung der Musikerinnen regte sich weltweit Widerstand. Überall solidarisierten sich Menschen, vor allem Frauen, mit der russischen Punkband. Hier spricht sich eine Italienerin in Rom während eines Besuchs von Putin Ende November 2013 für das Ende der Haft aus.

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Die Musikerinnen waren 2012 nach einem Anti-Putin-Protest in einer Kirche wegen Rowdytums zu zwei Jahren Haft im Straflager verurteilt worden. Das Urteil wurde im im In- und Ausland als politisch motiviert angesehen. Regierungsgegner wie der Künstler Pjotr Pawlensky demonstrierten gegen den Pussy-Riot-Prozess und setzten Zeichen für die Meinungsfreiheit.

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Um bis zum Schluss für ihre Freilassung zu kämpfen, fanden weltweit Protestaktionen statt: Mit Masken, Mundschutz und Handschellen posierten diese drei Aktivisten vor der russischen Botschaft in London. Auch Musik-Stars wie Paul McCartney und Madonna setzten sich öffentlich für Pussy Riot ein.

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Im Juli 2013 meldeten sich andere Mitglieder von Pussy Riot lautstark zu Wort - und rechneten erneut mit dem Kreml ab. Im Lied "Wie im roten Gefängnis" (hier der Videoclip), wirft die Frauengruppe Putin und den staatlichen Rohstoffkonzernen Diebstahl vor. Eine der Musikerinnen kippt im Clip symbolisch Öl auf das Porträt Igor Setschins, dem Chef des staatlichen Ölunternehmens Rosneft.

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Die Bilder der "Punk-Andacht" gingen um die Welt. Am 21. Februar 2012 flehten Pussy Riot bei der Aktion vor dem Altar der berühmten Christi-Erlöser-Kathedrale in Moskau die Gottesmutter an, Russland von Putin zu erlösen. Die Behörden sahen den Protest weder als Kunst an, noch als legitimen Protest. Die Staatsanwaltschaft bewertete die Aktion als antireligiös motivierten Hass, der die geistliche Grundlage des russischen Staates untergrabe und "auf blasphemische Weise die jahrhundertealten Grundfesten der russisch-orthodoxen Kirche erniedrigt". Die Musikerinnen Nadeschda Tolokonnikowa, Maria Aljochina und Jekaterina Samuzewitsch kamen in Untersuchungshaft. Ihnen drohten zu diesem Zeitpunkt bis zu sieben Jahre Haft wegen "organisiertem Rowdytum".

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Trotz der drohenden Haftstrafe traten Nadjeschda Tolokonnikowa, Maria Aljochina und Jekaterina Samuzewitsch vor Gericht selbstbewusst und vor allem mutig auf. In ihren Schlussplädoyers machten die Künstlerinnen deutlich, was sie von der Verhandlung halten: "Ich habe, was den Prozess angeht, gemischte Gefühle. Einerseits erwarten wir einen Schuldspruch. Wir haben verloren. Andererseits haben wir aber auch gewonnen. Die ganze Welt sieht, dass der Prozess gegen uns nur gestellt ist", sagte etwa Samuzewitsch. "Ich habe keine Angst vor euch. Ich habe keine Angst vor euren Lügen, vor eurem notdürftig verschleierten Betrug und dem Urteil dieses sogenannten Gerichts", hielt Aljochina der Anklage entgegen. "Alles, was ihr mir rauben könnt, ist die äußere Freiheit. Aber meine innere Freiheit könnt ihr mir nicht nehmen."

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Bei einer Anhörung im Juli 2012 wirkte Nadeschda Tolokonnikowa noch optimistisch. Doch während der Haft klagte die Frontfrau über Misshandlungen durch Gefängnispersonal. In der Strafkolonie in Mordovia bemängelte sie in einem offen Brief "sklavenähnlichen" Zustände und trat in den Hungerstreik. Ihre Angehörigen erhielten im Herbst 2013 wochenlang kein Lebenszeichen von der jungen Mutter.

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Mitte August 2012 sprach Richterin Marina Syrowa die drei Frauen schuldig und verurteilte sie zu zwei Jahren Straflager. Während ihres Auftritts in der Christi-Erlöser-Kathedrale sei "moralischer Schaden für die anwesenden Gläubigen entstanden", lautet die Begründung. Die Staatsanwaltschaft hatte drei Jahre Haft gefordert. Die positiven Beurteilungen der Frauen durch ihr Umfeld und die Tatsache, dass zwei der Künstlerinnen kleine Kinder hätten, seien jedoch als mildernde Umstände zu werten, begründete die Richterin die kürzere Haft. Zudem seien Aljochina und Samuzewitsch zuvor nie auffällig geworden.

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Am 1. Oktober 2012 sollte ein Berufungsgericht über das gefällte Urteil im Fall der russischen Punk-Band Pussy Riot entscheiden. Doch das Verfahren gegen die drei Frauen wurde überraschend auf den 10. Oktober vertagt. Die Richterin gab einem Antrag einer der inhaftierten Künstlerinnen statt, ihren Anwalt auszutauschen. Ihre Position stimme nicht mit der ihrer Verteidiger überein, sagte Jekaterina Samuzewitsch im Gerichtssaal. Im Vorfeld des Verhandlungstermins hatte die russisch-orthodoxe Kirche die drei angeklagten Frauen zur Buße aufgefordert. Ihre Tat müsse aber auf jeden Fall bestraft werden, sagte ein Kirchensprecher.

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Schließlich bestätigte das Berufungsgericht die zweijährige Haftstrafe gegen zwei der Frauen...

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Jekaterina Samuzewitsch wurde jedoch freigelassen und die Lagerhaft in eine Bewährungsstrafe umgewandelt.

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Nadeschda Tolokonnikowa verbrachte ihre Lagerhaft in der Region Mordowia, Maria Aljochina in Perm. Beide sprachen Anfang Januar 2013 in einem Interview über den Prozess aber auch über ihr Leben im Lager. "Ich bin niemandem böse", sagte Tolokonnikowa. Das Urteil wollten sie aber dennoch nicht akzeptieren: Anfang Februar reichten die Frauen offiziell Klage beim Menschengerichtshof ein. Die Frauen wollten damit erreichen, dass Russland wegen Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung verurteilt wird. Zudem soll ihr Protestgebet gegen Putin als politische Kunstaktion gegen "eine unheilige Allianz" von Kreml und Kirche anerkannt werden.

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Pussy Riot haben die ganze Welt auf die autoritären Tendenzen in ihrem Heimatland aufmerksam gemacht. Das verwackelte Video des "Punk-Gebets" wurde tausendfach im Internet verschickt und Pussy Riot sind weit über Russland hinaus zum Symbol für Widerstand und Rebellion geworden.

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