Psychologie:Böse Männer, gute Frauen?

München: BILDERSEITE / Fotografen-Portfolio - Menschen im Museum

Männer sind kunstbegabter? Aussagen wie diese zweifeln die meisten Menschen sofort an.

(Foto: Johannes Simon)

Studien, die Männer ehrlicher und künstlerisch begabter darstellen, zweifeln viele Menschen reflexhaft an. Steckt dahinter das Klischee des bösen Mannes? Nein, sondern das der guten Frau.

Von Sebastian Herrmann

Über Männer darf im Prinzip alles gesagt werden, nur nichts Gutes. Jedoch schlägt es selbst den hartgesottenen Vertretern dieses Geschlechts irgendwann auf das Gemüt, wenn sie dauerhaft als toxische sowie anderweitig verderbte Kreaturen bezeichnet werden, die für alles Übel der Welt verantwortlich seien. Daher hier ein kleiner Seelenstreichler für gekränkte Kerle: Wissenschaftler haben festgestellt, dass Männer im Durchschnitt besser malen können als Frauen und auch noch seltener lügen. So schlimm sind diese Typen also gar nicht, oder?

Aber ach, die Wirkung solcher Nachrichten verpufft sofort. Die gängige Reaktion auf Studienergebnisse wie diese besteht darin, sie anzuzweifeln. Die Forscher trügen gewiss Vorurteile gegen Frauen in ihrem Herzen, wenn sie überhaupt eines besitzen, heißt es dann. Die Experimente seien sicher fehlerhaft konzipiert, die Daten schlampig ausgewertet.

Positive Aussagen über Männer gelten im Vergleich als unglaubwürdig

Wie Psychologen um Steve Stewart-Williams im British Journal of Psychology berichten, werden solche für Männer positiven Studienergebnisse reflexhaft in Zweifel gezogen - von Männern wie Frauen gleichermaßen. Offenbart sich in vergleichbarer Forschung hingegen eine weibliche Überlegenheit, ergibt sich ein anderes Bild. Solchen Ergebnissen wird größeres Vertrauen entgegengebracht, die Methodik eher gelobt und die Aussagen als relevant bezeichnet. Auch hier gilt: Männer und Frauen reagieren gleichermaßen auf diese Weise auf Aussagen, die Frauen überlegen dastehen lassen.

Die traurige Nachricht für gequälte Männer also lautet: Sie lassen sich nicht einmal von positiven Nachrichten aus der Wissenschaft über ihr eigenes Geschlecht aufheitern. Da ist es erleichternd, dass die Studien über das Malen und Lügen erfunden sind: Stewart-Williams hat sie sich ausgedacht, um sie seinen Probanden vorzulegen - einmal in einer Version, die Männer in besserem Licht erscheinen ließ, und einmal so, dass Frauen günstiger wegkamen. Die Reaktion der Geschlechter unterschied sich dabei nur in Nuancen: Frauen bewerteten Ergebnisse sogar teils als gefährlich, wenn sie Männer besser dastehen ließen. Beide Geschlechter unterstellten dem jeweils anderen zudem, das eigene zu bevorzugen - was in diesem Fall aber nur auf Frauen zutraf.

Handelt es sich hier um Nebenwirkungen einer grellen, feministischen Wut, die ein Männerbild kommuniziert, das einer finsteren Karikatur gleicht? Eher nein, sagen die Forscher um Stewart-Williams. Sie wiederholten die gleiche Studie nämlich noch einmal in Südostasien, wo aus westlicher Sicht oft eher überkommene Rollenbilder gepflegt werden. In diesem Kulturkreis ergaben sich die gleichen Ergebnisse: Positive Aussagen über Männer gelten im Vergleich als unglaubwürdig.

Frauen würden in den meisten Kulturen in einem positiveren Licht betrachtet, sagen die Psychologen, daher weckten im Vergleich bessere Aussagen über Männer Ablehnung. Diesen Punkt stützen sie sogar mit Verweis auf sehr viele (echte) Studien. Aber vermutlich provozieren auch diese nichts als Skepsis: Denn dass es Frauen irgendwie leichter haben könnten als Männer, darf doch wirklich nicht wahr sein!

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