Prozesse gegen Berlusconi:Der Cavaliere im Gerichtsmarathon

Betrug, Korruption und Bunga-Bunga: Gegen Silvio Berlusconi laufen momentan vier Prozesse. In dem wohl spektakulärsten geht es um schwere Vorwürfe: Begünstigung der Prostitution von Minderjährigen und Amtsmissbrauch.

Überblick.

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Silvio Berlusconi Fotos Villa Certosa dpa

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Vor dem Mailänder Strafgericht hat Anfang April der Rubygate-Prozess gegen Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 74-Jährigen Begünstigung der Prostitution von Minderjährigen sowie Amtsmissbrauch vor. Der Ministerpräsident bestreitet die Vorwürfe. Allein für Amtsmissbrauch drohen Berlusconi bis zu zwölf Jahre Haft. Lange hat der Prozessauftakt allerdings nicht gedauert: Nach sieben Minuten wurde die Verhandlung vertagt. Doch das ist nicht das einzige Verfahren gegen Berlusconi: Von Korruption bis Rubygate - ein Überblick über die Vorwürfe gegen den italienischen Ministerpräsidenten.

Italy's Prime Minister Silvio Berlusconi gestures as he leaves the Justice Palace in Milan

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Prozess I: Mediaset

Ende Februar wurde Berlusconis Prozess wegen Steuerbetrugs wieder aufgenommen. Das Verfahren war im April 2010 ausgesetzt worden, weil die Mitte-Rechts-Mehrheit im Parlament Berlusconi eine Quasi-Immunität verschafft hatte. Italiens Verfassungsgericht hatte das aber als verfassungswidrig eingestuft.

Berlusconis Mediaset prüft Übernahme von TV-Konzern ProSiebenSat.1

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In dem Prozess geht es um Betrug und Unterschlagung beim Kauf von Filmrechten in Berlusconis TV-Konzern Mediaset. Berlusconi und sein Konzern sollen dabei 470 Millionen Euro schwarz in Übersee verdient haben.

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Prozess II: Mediatrade

Auch im "Mediatrade"-Verfahren, das Anfang März fortgesetzt wurde, geht es um Steuerbetrug und Untreue. Mediatrade, die Tochter von Berlusconis Finanzholding Fininvest, soll Film- und Fernsehrechte zu überhöhten Preisen gekauft haben, um mit der Differenz Schwarzgeldkonten anzulegen. Die Ermittlungen richten sich auch gegen Berlusconis Sohn Piersilvio (im Bild).

BRITAIN-ITALY-TRIAL-CORRUPTION-BERLUSCONI

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Prozess III: Korruption

Die Mailänder Staatsanwaltschaft wirft Berlusconi außerdem vor, den britischen Anwalt David Mills im Jahr 1997 mit knapp 450.000 Euro bestochen zu haben, damit der im Prozess gegen Berlusconis Medienunternehmen Mediaset eine Falschaussage macht.

Caso Ruby

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Prozess IV: Rubygate und Bunga Bunga

Doch Berlusconis aufsehenerregendstes Vergehen ist wohl seine angebliche Affäre mit der damals 17-jährigen Marokkanerin Karima el Marough. 13 Mal soll er das Mädchen, das unter dem Spitznamen Ruby bekannt wurde, für Sex bezahlt haben. Berlusconi muss sich deshalb wegen Sex mit einer Minderjährigen verantworten.

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Außerdem wird ihm Amtsmissbrauch vorgeworfen: Berlusconi soll im Mai 2010 Rubys Freilassung erwirkt haben, als diese wegen Diebstahlsverdachts in Polizeigewahrsam war. Der 74-jährige Regierungschef gibt an, dass er sich nur deshalb für Rubys Freilassung eingesetzt habe, weil er der Meinung gewesen sei, sie sei die Nichte des damaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak.

Berlusconi muss sich vom 6. April an im Rubygate-Verfahren vor einem aus drei Richterinnen bestehenden Senat verantworten.

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Insgesamt drohen dem 74-Jährigen Jahrzehnte Haft. Um seinen Hals vielleicht doch noch aus der Schlinge zu ziehen, treibt Berlusconi eine Justizreform voran, von der vor allem er selbst profitieren würde.

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Er will erreichen, dass zukünftig Telefongespräche nicht mehr als Beweismittel vor Gericht gelten. Darüber hinaus soll die Verjährungsfrist verkürzt werden. Seine Anwälte spielen deshalb auf Zeit und verzögern den Prozess immer wieder mit endlosen Beweisanträgen. In der Öffentlichkeit geben sich Berlusconis Juristen kämpferisch: "Wir sind unbesorgt, dass Berlusconi bei allen vier Verfahren, in denen er sich verantworten muss, freigesprochen wird", sagte einer von ihnen.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/fiem/isch
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