Prozess zum 11.9.2001:Moussaoui kann zum Tode verurteilt werden

Die zwölf Geschworenen im Bundesgericht von Virginia haben entschieden, dass der Al-Qaida-Terrorist grundsätzlich hingerichtet werden darf. Eine lebenslängliche Haftstrafe ist aber weiter möglich. Auch unter den Angehörigen der Anschlagsopfer ist ein Todesurteil umstritten.

Im einzigen US-Terrorprozess im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September 2001 muss der Franzose Zacarias Moussaoui jetzt mit der Todesstrafe rechnen.

Prozess zum 11.9.2001: Szenen der Verhandlung gegen den Franzosen Zacarias Moussaoui.

Szenen der Verhandlung gegen den Franzosen Zacarias Moussaoui.

(Foto: Foto: AFP)

Eine Jury entschied im Bundesgericht von Alexandria (Virginia), dass Moussaoui grundsätzlich hingerichtet werden darf. Die zwölf Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass der gebürtige Marokkaner Informationen über die Anschlagsplanungen verschwiegen hat und damit direkt für den Tod von rund 3000 Menschen verantwortlich ist.

"Ihr werdet niemals mein Blut bekommen"

Nachdem die Jury den Gerichtssaal verlassen hatte, schrie Moussaoui laut: "Ihr werdet niemals mein Blut bekommen."

Jetzt beginnt eine weitere Prozessphase, in der die Geschworenen-Jury entscheiden muss, ob Moussaoui tatsächlich hingerichtet wird oder eine lebenslange Haftstrafe verbüßt.

Die Anklage muss für die Todesstrafe jetzt nicht mehr die Tatbeteiligung, sondern nur noch die besondere Schwere und Heimtücke des Verbrechens nachweisen. Dazu sollen unter anderem Hinterbliebene der Opfer vom 11. September aussagen und Aufzeichnungen mit dramatischen Hilferufen vorgespielt werden.

Die stellvertretende Vorsitzende der Angehörigenvereinigung "Familien des 11. September" kritisierte hingegen die Entscheidung. Moussaoui habe zwar gesagt, er hasse Amerika und wolle Amerikaner töten, sagte Carrie Lemack dem Fernsehsender CNN.

"Er soll verrotten"

Der Angeklagte dürfe aber nicht zum Märtyrer werden. "Er soll im Gefängnis verrotten und seine anti-amerikanischen Gefühle nicht weiter verbreiten." Andere Angehörige begrüßten hingegen das Jury-Votum.

"Das Gericht hat mühsame und gute Arbeit geleistet", sagte Rosemary Dillard, deren Mann Eddy bei den Attentaten auf das World Trade Center in New York starb.

Gegen den Rat der Pflichtverteidiger hatte Moussaoui selbst vor Gericht ausgesagt und sich dabei mit neuen Aussagen schwer belastet. Moussaoui wusste danach von den Anschlagsplänen und wollte am 11. September selbst ein Flugzeug in das Weiße Haus steuern.

Der Wunsch ein Märtyrer zu sein

Nach Einschätzung von Gerichtsreportern wollte der Angeklagte mit diesen Aussagen die Todesstrafe forcieren, um als Märtyrer ins Paradies zu kommen.

Die Verteidigung will jetzt nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN Moussaoui als verrückt oder schizophren beschreiben, um die Todesstrafe in letzter Minute abzuwenden. Bereits während der ersten Phase des Verfahrens hatten die Anwälte versucht, Moussaoui als Möchtegern-Täter und unbedeutenden Mitläufer des Terrornetzwerkes al-Qaida zu porträtieren.

Die Jury folgte am Ende den Argumenten der Staatsanwaltschaft, dass Moussaoui mit der Absicht in die USA gekommen sei, so viele Menschen wie möglich umzubringen. Er war im August 2001 und damit wenige Wochen vor den Terroranschlägen vom 11. September festgenommen worden.

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