Prozess wegen Volksverhetzung:Skandal-Bruder Williamson

Hosen sind nichts für Frauen und es sind höchstens 300.000 Juden umgekommen: Das Weltbild von Bischof Richard Williamson ist bizarr. Weil er auch den Holocaust geleugnet hat, steht er nun vor Gericht.

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Richard Williamson Pius Bruderschaft Holocaust Leugnung

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Wegen seiner Holocaust-Leugnung soll sich Bischof Richard Williamson in Regensburg vor Gericht verantworten. Das Amtsgericht hat für den 16. April das persönliche Erscheinen Williamsons angeordnet, sagte ein Gerichtssprecher. Williamsons Anwalt teilte vorab lediglich mit, ...

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... es sei noch unklar, ob sein Mandant tatsächlich nach Regensburg komme. Zwingen kann das Gericht den Bischof nicht.

Williamson wird "Volksverhetzung nach Paragraf 130" zur Last gelegt, im Klartext: Er soll den Holocaust geleugnet haben.

Foto: ddp; Regensburg

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Das steht auch zweifelsfrei fest, schließlich gibt es davon ein Video. Williamson, der der erzkonservativen Pius-Bruderschaft angehört, hat im November 2008 in einem Interview die Existenz von Gaskammern im Dritten Reich bestritten. Auch bezifferte er die Zahl der ermordeten Juden auf 200.000 bis 300.000, statt der tatsächlichen sechs Millionen.

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Und weil die umstrittenen Äußerungen im oberpfälzischen Zaitzkofen, also in Deutschland, gefallen sind, sehen die Regensburger Staatsanwälte den deutschen Straftatsbestand der Holocaust-Leugnung erfüllt.

Die Anwälte von Williamson argumentieren, dass der Bischof die Sätze ins Mikrophon eines schwedischen Journalisten gesprochen habe. Dort sei die Leugnung des Holocausts nicht strafbar.

Foto: dpa; Priesterseminar in Zaitzkofen

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Nachdem die Zitate Williamsons öffentlich wurden, war in Deutschland die Empörung groß: Die Präsidentin des Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch, kritisierte den Vatikan, der den Pius-Brüdern alle Provokationen durchgehen lasse. Diese seien insgesamt antisemitisch eingestellt und würden jüdische Menschen in ihren Messen als "Gottesmörder" bezeichnen, beklagte Knobloch.

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Papst Benedikt XVI. hatte im Januar 2009 (also nach dem umstrittenen Interview) die Exkommunikation von vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft rückgängig gemacht - einer davon war Richard WIlliamson. Aus dem Vatikan hieß es, der Papst habe zu diesem Zeitpunkt keine Kenntnis von Williamsons Äußerungen gehabt. Trotzdem bleibe es bei der Annäherung des Papstes an die Bischöfe der Pius-Brüder, eine erneute Exkommunikation stehe nicht zur Debatte.

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Durch die Rücknahme der Exkommunikation wollte der Vatikan einen Schritt auf die Traditionalisten der Pius-Bruderschaft zugehen, die die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils ablehnen und noch die alte tridentische Messe zelebrieren.

Foto: dpa; Messe der Pius-Brüder

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Bischof WIlliamson lebte und lehrte zum Zeitpunkt des Skandals in einem Priesterseminar in Argentinien. Seine Äußerungen riefen auch dort großen Protest hervor - doch die Leugnung des Holocausts ist in Argentinien nicht strafbar. Die Behörden fanden dennoch einen Grund, den Bischof des Landes zu verweisen.

Foto: AP; Priesterseminar von Williamson in Argentinien

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Angeblich hat Williamson bei seiner Einreise nach Argentinien einen falschen Beruf angegeben. Das argentinische Innenministerium verfügte, dass Williamson binnen zehn Tagen das Land verlassen muss.

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Seitdem lebt der umstrittene Bischof wieder in seiner Heimat London.

Der Werdegang als Skandal-Bruder war dem Engländer nicht vorgezeichnet. Er wuchs in einer anglikanischen Familie auf und trat erst mit 31 Jahren zum katholischen Glauben über.

Foto: dpa (Willamson am Flughafen Ezeiza in Buenos Aires)

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Doch Konvertiten zeichnen sich oftmals durch die Stärke ihrer Überzeugnungen aus. Neu-Katholik Williamson studierte nach seinem Übertritt nicht nur Theologie, er tat dies auch noch am Seminar des Erztraditionalisten Marcel Lefebvre, dem Begründer der Pius-Bruderschaft.

Foto: AP; Marcel Lefebvre

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So ist Williamson unter anderem der Meinung, dass der harmlos bis kitschige Musikfilm "The Sound of Music" "seelenzerrüttender Schund" ist, dass Frauen keine Hosen tragen sollten und dass Männer sich gefälligst männlicher zu gerieren haben.

Foto: AP; Szene aus "The Sound of Music"

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Für absonderliche Verschwörungstheorien zeigt sich der Bischof ebenfalls empfänglich. Er ist zum Beispiel der Meinung, dass Papst Johannes Paul I. von Freimaurern ermordet wurde und dass dunkle Kreise hinter der Ermordung von John F. Kennedy stünden. Auch die Attentate vom 11. September 2001 hätten sich nicht so zugetragen wie berichtet - Kerosin habe nicht die zerstörerische Kraft, die Türme des Word Trade Centers zum Einsturz zu bringen.

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So mag seine Leugnung der Judenvernichung im Dritten Reich nur ein weiteres Beispiel für ein verwirrtes Weltbild sein. Der darauf folgende Skandal erschütterte jedoch die gesamte katholische Kirche und den Vatikan.

Im Vergleich zur den derzeit diskutierten Missbrauchsvorwürfen war die Debatte um Bischof Williamsons Holocaust-Leugnung jedoch nur ein Skandälchen.

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Text: sueddeutsche.de/Barbara Vorsamer/gba/bgr

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