Prozess um Waffenlager:KSK-Soldat räumt die Tat ein

Prozess um Waffenlager: Der angeklagte KSK-Soldat am Freitag vor dem Leipziger Landgericht.

Der angeklagte KSK-Soldat am Freitag vor dem Leipziger Landgericht.

(Foto: JENS SCHLUETER/AFP)

Prozessauftakt in Leipzig: Das angeklagte Mitglied der Elitetruppe will Waffen zu Ausbildungszwecken gesammelt haben.

Von Joachim Käppner, München

Ein Schnellfeuergewehr der Marke Kalaschnikow AK 47, zwei Kilogramm Sprengstoff, Tausende Patronen verschiedener Kaliber, eine Armbrust, eine Nebelhandgranate, Waffenteile, ein Schalldämpfer: All das hat die Polizei vergangenes Jahr im Garten eines Soldaten der Bundeswehr-Spezialeinheit KSK gefunden, 40 Zentimeter tief in der Erde vergraben, aufbewahrt in einer Munitionskiste, zwei gelben Eimern und einem Kunststoffbeutel. Was die Polizei, wie ein Fahnder des sächsischen Landeskriminalamtes am Freitag, dem ersten Tag der Verhandlung gegen den Mann, vor dem Leipziger Landgericht aussagte, nicht gefunden hat, waren Hinweise auf ein rechtsextremes Netzwerk, gar eine Terroranschläge planende Zelle im Kommando Spezialkräfte.

Auch darüber soll das Verfahren gegen den 45-Jährigen nun Aufschluss geben, der wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffengesetz und das Sprengstoffgesetz angeklagt ist. Die Entdeckung des Waffenlagers in seinem Garten im nordsächsischen Collm hatte Befürchtungen geweckt, Soldaten des KSK könnten Waffen aus dem Hauptquartier der Truppe in Calw herausschmuggeln, womöglich, um eine Terrorzelle auszurüsten. Diese schlimmste Annahme hat sich bisher nicht bestätigt, auch wenn der Angeklagte offenbar Kontakte in die rechtsextreme Szene hatte und bei den Waffen auch NS-Devotionalien gefunden wurden.

Der Angeklagte, der aus dem KSK entlassen wurde und vor dem Prozess geschwiegen hatte, räumte zwar am Freitag teils unter Tränen ein, Waffen und Munition vergraben zu haben, stellte seine Motive aber ganz anders dar: Er habe über Jahre Material aus Restbeständen der Bundeswehr gesammelt und bei der Ausbildung genutzt, weil es in der Truppe immer wieder zu Engpässen gekommen war. Dabei habe er angenommen, dass es sich um nicht einsatzfähiges Material handelte. Ob das Gericht ihm dies abnimmt, halten Prozessbeobachter für zweifelhaft. Die offenbar nicht funktionstüchtige Kalaschnikow, die nicht zur Standardausrüstung der Bundeswehr gehört, habe er lediglich als Deko für das heimische Wohnzimmer verwenden wollen. Mitgebracht hatte er die Waffe wohl illegal aus Afghanistan.

Ermittlungen nach "Schweinekopf-Party"

Vergraben habe er Sprengstoff und Munition, nachdem die berüchtigte "Schweinekopf-Party" des KSK Schlagzeilen machte und Bundeswehr und Polizei wegen rechtsextremer Umtriebe in der Truppe zu fahnden begannen. Nach internen Ermittlungen der Bundeswehr war die zweite der vier KSK-Einsatzkompanien der Hotspot rechtsextremer Vorfälle, durch welche die Truppe immer wieder in Verruf geraten war.

Anstoß zur Collmer Razzia hatte ein Hinweis des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) gegeben. Der MAD hatte den jetzt Angeklagten bereits seit der "Schweinekopf-Party" der 2. Kompanie im Auge gehabt. Bei der alkoholreichen Abschiedsfeier für einen Kameraden im Jahr 2017 hatten Soldaten mit Schweineköpfen geworfen. Ob oder wer dabei Rechtsrock gehört und den Hitlergruß gezeigt hatte, blieb strittig.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ließ die 2. Kompanie im Sommer 2020 schließlich auflösen und den Rest der Einheit gründlich überprüfen. Zuvor hatte sich herausgestellt, dass Munition und Sprengstoff in erheblichen Mengen fehlten, angeblich, wie eine anschließende Inventur ergab, vor allem aufgrund von Fehlbuchungen. Was es mit den Funden in Collm genauer auf sich hat, soll am nächsten Verhandlungstag ein Sprengstoffexperte erklären.

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