Süddeutsche Zeitung

Prozess um Attentat am Frankfurter Flughafen:"Er hatte Hass in seinen Augen"

Er schoss in einem Militärbus um sich und tötete zwei US-Soldaten, zwei weitere wurden lebensgefährlich verletzt: Im Prozess um das Attentat am Frankfurter Flughafen haben erstmals Augenzeugen ausgesagt. Demnach hat der Angeklagte vor dem Anschlag sogar noch um eine Zigarette gebeten und geplaudert.

Knapp acht Monate nach dem tödlichen Attentat am Frankfurter Flughafen haben erstmals Augenzeugen vor Gericht ausgesagt. Ein US-Soldat berichtete vor dem Frankfurter Oberlandesgericht, wie der Täter am 2. März den Militärbus vor dem Terminal betreten und mehrere Schüsse abgegeben habe. Der Mann habe auch ihm eine Pistole an den Kopf gehalten und zwei Mal abgedrückt. Da die Pistole eine Ladehemmung hatte, blieb er unverletzt. "Er hatte Hass in seinen Augen", sagte der 23-jährige Zeuge aus.

Bevor der Attentäter die Waffe abfeuerte, habe er die Worte "Allahu akbar" ("Gott ist groß") gesagt. Der Zeuge berichtete, wie der Täter sich eine Kapuze über den Kopf zog und auf den Kopf des Busfahrers schoss. Zwei US-Soldaten kamen bei dem Anschlag ums Leben, zwei weitere wurden lebensgefährlich verletzt.

Zum Prozessauftakt im August hatte der Angeklagte Arid U. die Tat gestanden. Er gab an, vor der dem Attentat ein Propagandavideo im Internet gesehen und dadurch zu dem Attentat motiviert worden zu sein. Am nächsten Vormittag sei er zum Flughafen gefahren und habe wahllos nach US-Soldaten Ausschau gehalten, um sie zu töten.

Der Anschlag gilt als der erste islamistische in Deutschland. Der im Kosovo geborene Frankfurter ist nach Einschätzung der Bundesanwaltschaft ein Einzeltäter.

Täter fragte nach Zigarette

Ein weiterer Zeuge berichtete vor Gericht, dass der Angeklagte ihn am Bus angesprochen und um eine Zigarette gebeten habe. Dabei habe dieser wissen wollen, ob sie alle US-Soldaten seien. "Ich sagte, wir sind bei der Luftwaffe", sagte der 22-Jährige. Entgegen der Aussage des Angeklagten beteuerte der Zeuge, dem Täter nicht gesagt zu haben, dass sich die Einheit auf dem Weg nach Afghanistan befinde. Auf Nachfrage räumte er ein, dass es ihm auch nicht erlaubt gewesen wäre, das Ziel zu verraten.

Als der Richter ihn fragte, ob es sich bei dem Täter um den jungen Mann im weißen Hemd auf der Anklagebank handelte, antwortete der Zeuge mit Ja. Arid U. selbst wich dem Blick des Soldaten aus und hielt den Blick starr auf den Holztisch gerichtet.

Der andere Augenzeuge berichtete, dass er nach der Tat Albträume hatte und eine psychologische Beratung aufsuchte. "Wir erwarten, dass wir im Krieg unser Leben verlieren können, aber doch nicht hier in Europa oder der USA", sagte der 23-Jährige. Einer seiner Kameraden sei durch die Schüsse so schwer verletzt, dass er nicht mehr dem Militär dienen könne. Der andere Freund erhole sich sehr langsam.

Der Prozess wird am 14. November fortgesetzt. Ein Urteil wird für Januar erwartet.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1172095
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dapd/dpa/fran
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.