Nach Festnahme in Libyen:Mutmaßlicher Drahtzieher des Bengasi-Anschlags vor US-Gericht

Vier US-Diplomaten starben 2012 bei einem Anschlag auf das Konsulat in Bengasi. Nun wird dem mutmaßlichen Drahtzieher, Abu Khattala, in Washington der Prozess gemacht - entgegen der Proteste.

  • Ahmed Abu Khattala steht in Washington vor Gericht. Er wird verdächtigt, für den Anschlag auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi verantwortlich zu sein.
  • Nach zweijähriger Suche wurde Khattala von US-Kräften in Libyen gefasst und nun in die USA gebracht.
  • US-Republikaner hatten ein Verhör im Gefangenenlager Guantánamo gefordert.

Die Vorwürfe: Mord, Terrorismus, illegaler Waffenbesitz

Fast zwei Jahre lang suchten amerikanische Spezialkräfte nach ihm, bis er vor zwei Wochen gefasst werden konnte. Nun ist Ahmed Abu Khattala in einem Bundesgericht der US-Hauptstadt Washington einem Haftrichter vorgeführt worden. Der mutmaßliche Anführer des Anschlags auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi wird des Mordes angeklagt, außerdem werden ihm Terrorismus und illegaler Waffenbesitz vorgeworfen. Dafür könnte er die Todesstrafe bekommen.

Verdächtigter weist Anschuldigungen zurück

Der Libyer plädierte auf unschuldig. Er folgte ruhig der Verlesung der Anklage, ohne Hand- oder Fußfesseln. Ein US-Kommando hatte Khattala in einer Strandvilla nahe Bengasi ergriffen, nun wurde er in die USA gebracht. Er soll nach Informationen der Ermittler direkt in den Anschlag auf die amerikanische Vertretung verwickelt sein, bei dem am 11. September 2012 der US-Botschafter Christopher Stevens und drei weitere Diplomaten getötet wurden.

"Nun, da Ahmed Abu Khatalla in den USA ist, wird er mit dem ganzen Ausmaß unseres Justizsystems konfrontiert", sagte Justizminister Eric Holder. "Wir werden alle Zweifel ausräumen und beweisen, welche Rolle der Angeklagte bei den Attacken gespielt hat, die vier mutige Amerikaner in Bengasi getötet haben."

Keine Inhaftierung in Guantánamo

Obwohl Khattala ein hochrangiger Terrorverdächtiger ist, lehnte die Obama-Regierung Forderungen der Konservativen ab, ihn im Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba zu inhaftieren. Die Regierung hielt damit an ihrem Wort fest, keinen weiteren Häftling in das zur Schließung bestimmte Lager zu bringen.

Verhör auf einem US-Kriegsschiff

Der Gründer und Anführer der libyschen islamistischen Terrorgruppe Ansar al-Scharia hatte in den vergangenen Monaten zahlreiche Interviews gegeben und seine Beteiligung an dem Attentat stets bestritten. Nach seiner Ergreifung war er umgehend auf ein US-Kriegsschiff gebracht worden, wo er stundenlang von Ermittlern der US-Bundespolizei FBI verhört worden sein soll. Nach dem amerikanischen Recht ist das im Fall von Terrorverdächtigen erlaubt.

Wird Bengasi zum Wahlkampfthema?

Der Vorgang führte nicht nur in Libyen zu Protesten. US-Republikaner kritisierten, dass der Zugriff ausgerechnet zu einem Zeitpunkt erfolgte, an dem über eine mögliche Präsidentschaftskandidatur von Barack Obamas Parteikollegin und ehemaliger Außenministerin Hillary Clinton spekuliert wird. Die erste Festnahme im Zusammenhang mit den Bengasi-Attentat ist für den US-Präsidenten ein Erfolg - zumal er und Clinton wegen des damaligen Krisenmanagements schwer in die Kritik geraten waren. Clinton wird vorgeworfen, die Gefahr seinerzeit nicht rechtzeitig erkannt und nicht genug zum Schutz der Diplomaten getan zu haben. Die Republikaner haben bereits angekündigt, Bengasi zum Wahlkampfthema zu machen, sollte die Ex-Außenministerin tatsächlich antreten.

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