NSU-Verfahren in München:Auftakt eines historischen Prozesses

Die juristische Aufarbeitung des NSU-Terrors hat vor dem OLG in München begonnen. Zum Prozessauftakt gegen Beate Zschäpe und vier weitere Angeklagte versammeln sich Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude, Journalisten drängen an den Absperrungen und im Verhandlungssaal treffen Angehörige der Opfer auf die mutmaßlichen Unterstützer der Terrorzelle. Die Eindrücke vom Auftakt in Bildern.

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NSU Neo-Nazi Murder Trial Starts In Munich

Quelle: Getty Images

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Die juristische Aufarbeitung des NSU-Terrors hat vor dem OLG in München begonnen. Zum Prozessauftakt gegen Beate Zschäpe und vier weitere Angeklagte versammeln sich Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude, Journalisten drängen an den Absperrungen und im Verhandlungssaal treffen Angehörige der Opfer auf die mutmaßlichen Unterstützer der Terrorzelle. Die Eindrücke vom Auftakt in Bildern.

Der Sitzungssaal A 101 des Oberlandesgerichts in München: Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe steht neben ihren Verteidigern, den Fotografen und Zuschauern hat sie den Rücken zugedreht. In den beiden Reihen dahinter sitzen ihre vier Mitangeklagten. Zweieinhalb Jahre wird die juristische Aufarbeitung der NSU-Mordserie, der zehn Menschen zum Opfer fielen, voraussichtlich dauern.

NSU Neo-Nazi Murder Trial Starts In Munich

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Jede ihrer Bewegungen vor Gericht wird von den Verfahrensbeteiligten und Journalisten genau beobachtet: die Hauptangeklagte Beate Zschäpe. Die Staatsanwaltschaft wirft der 38-Jährigen Mittäterschaft bei zehn Morden, zwei Sprengstoffanschlägen und fünfzehn bewaffneten Raubüberfällen vor. Ihre Verteidiger kündigten schon im Vorfeld des Prozesses an, dass Zschäpe zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft schweigen wird.

NSU Neo-Nazi Murder Trial Starts In Munich

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Trotzdem war der Prozessbeginn mit Spannung erwartet worden - und verläuft zunächst schleppend. Bevor die Vertreter der Bundesanwaltschaft eine Zusammenfassung der 488-seitigen Anklage überhaupt verlesen können, wird 15 Minuten lang die Anwesenheit der Verfahrensbeteiligten überprüft. Anschließend stellen die Anwälte der Hauptangeklagten Beate Zschäpe einen Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl. Das Gericht verschiebt die Entscheidung darüber jedoch zunächst - und entscheidet schließlich, den Prozess für mehrere Tage bis zum 14. Mai zu unterbrechen.

NSU Neo-Nazi Murder Trial Starts In Munich

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Die Verteidiger Wolfgang Heer, Anja Sturm und Wolfgang Stahl (v.l.) argumentieren, ihre Mandantin habe Anlass, an der Unparteilichkeit Götzls zu zweifeln. Grund hierfür ist die Anordnung, dass die Verteidiger vor Betreten des Sitzungssaals etwa auf Waffen durchsucht werden sollen, nicht aber die Vertreter der Bundesanwaltschaft sowie Polizeibeamte und Justizbedienstete. Damit würden die Verteidiger unter den Verdacht gestellt, sich an "verbotenen und letztlich kriminellen Handlungen zu beteiligen", heißt es in dem Antrag.

NSU Prozess - Wohlleben

Quelle: dpa

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Auch er sitzt auf der Anklagebank: der ehemalige NPD-Funktionär Ralf Wohlleben. Er steht - ebenso wie sein Mitangeklagter Carsten S. - wegen Beihilfe zum Mord vor Gericht. Die beiden Männer sollen die Pistole besorgt haben, mit denen acht türkischstämmige und ein griechischstämmiger Kleinunternehmer sowie eine deutsche Polizistin ermordet wurden. Auch seine Anwälte stellen beim Auftakt mehrere Befangenheitsanträge gegen den Vorsitzenden Richter Götzl sowie zwei weitere Richter.

NSU Neo-Nazi Murder Trial Starts In Munich

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Schon vor dem Auftakt sorgt diese Geste für Aufsehen. Einer der mutmaßlichen NSU-Helfer, der Bildagentur Getty zufolge vermutlich der Angeklagte Carsten S., zeigt vor der Ankunft am OLG München aus dem Gefangenentransporter heraus den Mittelfinger. Der in Neu-Delhi geborene Carsten S. ist homosexuell, hat sich aber erst spät dazu bekannt und sich inzwischen nach Eindruck der Ermittler glaubhaft von der rechtsextremen Szene gelöst.

NSU Prozess - Simsek

Quelle: dpa

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Sie ist die Tochter des ersten Mordopfers - und trifft im Verhandlungssaal auf die mutmaßlichen Helfer der Täter: Semiya Şimşek. Ihr Vater Enver Şimşek wurde am 9. September 2000 in Nürnberg erschossen. Sie ist eine der fast 80 Nebenkläger des Prozesses. Wenige Wochen vor dem Beginn der juristischen Aufarbeitung erschien ihr Buch "Schmerzliche Heimat", in dem Şimşek von ihren Erlebnissen nach dem Tod ihres Vaters berichtet.

Protesters hold pictures of victims outside a courthouse, where the trial against Beate Zschaepe, a member of the neo-Nazi group National Socialist Underground (NSU), will start later today, in Munich

Quelle: REUTERS

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Das Verfahren in München gilt als einer der wichtigsten Prozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte.Vor dem Gerichtsgebäude erinnern Demonstranten mit Plakaten an die Opfer der Terrorzelle. Der Prozess hatte mit drei Wochen Verzögerung begonnen. Grund dafür war die Platzvergabe des Gerichts an die Medienvertreter, für die ...

Journalists covering the trial of the neo-Nazi group National Socialist Underground (NSU) stand on a balcony in the courthouse before the start of the trial in Munich

Quelle: REUTERS

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... im Sitzungssaal nur 50 Presseplätze zur Verfügung stehen. Um deren Vergabe hatte es im Vorfeld heftige Diskussionen gegeben. So hatte das Gericht die Akkreditierung der Medienvertreter zunächst nach Anmeldezeitpunkt, dem sogenannten "Windhundverfahren", vergeben, dabei aber keine Plätze für ausländische Medien reserviert.

Da die meisten Opfer des NSU türkischstämmig sind, war dem Gericht mangelndes Feingefühl vorgeworfen worden. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts mussten die Presseplätze neu vergeben und mindestens drei Sitze für ausländische Medienvertreter freigehalten werden. Das Münchner Gericht entschied sich schließlich für ein komplett neues Losverfahren - doch auch das lief nicht ohne Pannen ab.

Protesters hold placards in front of a courthouse, where the trial against Zschaepe, a member of the neo-Nazi group NSU, will start later today, in Munich

Quelle: REUTERS

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Vor dem Gerichtssaal skandieren Demonstranten, sie halten Transparente hoch. Darauf fragen sie nach dem "Warum": Warum konnte der NSU mehr als zehn Jahre lang ungehindert Verbrechen begehen? Warum wurden sie nicht aufgehalten? Warum haben die Behörden nicht besser hingesehen? Viele hoffen, dass diese Fragen im Prozess beantwortet werden - und dass die Angeklagten im Falle eines Schuldspruchs zu hohen Haftstrafen verurteilt werden.

© Süddeutsche.de/vks/jst
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