Prozess in China:Parteifunktionäre sollen Mann zu Tode gefoltert haben

Verhöre bis hin zur Folter: Die Disziplinarkommission der Kommunistischen Partei Chinas kann verdächtigte Mitglieder monatelang festhalten. Nun soll ein Mann bei einem Folterverhör ertränkt worden sein.

Nachdem ein Mitglied der Kommunistischen Partei nach langen Verhören gestorben ist, erhebt China Anklage gegen sechs Ermittler. Mehrmals sollen Mitarbeiter der parteiinternen Disziplinarkommission den 42 Jahre alten Yu Qiyi den Kopf unter kaltes Wasser gedrückt haben, bis er sich nicht mehr gewehrt habe. Anschließend sei er ins Krankenhaus gebracht worden und dort gestorben. Das berichtete die chinesische Zeitung Beijing Shibao.

Yu wurde demnach von der Disziplinarkommission in der ostchinesischen Provinz Zhejiang über Wochen festgehalten. Er war Chefingenieur bei einem Staatsunternehmen in der Stadt Wenzhou. Der Zeitung zufolge kam er bereits Anfang April ums Leben. Gegen die sechs betroffenen Ermittler soll nun Anklage erhoben werden.

Die Disziplinarkommission, die Ableger in Provinzen und Städten hat, nimmt eine sehr mächtige Stellung in China ein. Sie ist die erste Institution, die bei Ermittlungen gegen ein Parteimitglied aktiv wird. Die Ermittler dürfen bei schwerwiegendem Verdacht Genossen monatelang festhalten. Was genau bei den Verhören passiert, wird nicht veröffentlicht.

Yu wurde der Zeitung zufolge 38 Tage lang festgehalten. Ein erster Bericht hatte angegeben, er sei an Ertrinken gestorben. Er soll jedoch auch zahlreiche innere Verletzungen gehabt haben.

Erst vor zwei Wochen war die Disziplinarkommission Thema geworden, als der gestürzte Spitzenfunktionär Bo Xilai vor Gericht sein Geständnis zurückzog. Er habe nach Monaten in der Disziplinarkommission unter enormem psychischen Druck gestanden. Details nannte er Gerichtsprotokollen zufolge nicht.

Gegen Korruption in Behörden wird seit der Machtübernahme von Staats- und Parteichef Xi Jinping im März mit besonderer Härte vorgegangen.

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