Prozess gegen Wulffs Ex-Sprecher Glaeseker:Folgenschwere Ferien mit Oberschnulli

Olaf Glaeseker

Der Prozess gegen ihn soll im Dezember beginnen: Olaf Glaeseker, der ehemalige Sprecher von Christian Wulff muss sich wegen Bestechlichkeit vor Gericht verantworten.

(Foto: dpa)

Urlaube im Süden als Gegenleistung für die Sponsoren-Akquise bei einer Promi-Veranstaltung: Der frühere Wulff-Sprecher Glaeseker muss sich wegen Bestechlichkeit bald vor Gericht antworten. Es geht um die Frage, wo Freundschaft aufhört und Käuflichkeit anfängt.

Von Ralf Wiegand, Hannover

Dem Vernehmen nach hält sich Olaf Glaeseker gerade in Frankreich auf, er verbringt dort den Spätsommer in Begleitung seines langjährigen Freundes Manfred Schmidt. Die beiden Männer und ihre Familien erreichte am Freitag Post vom Landgericht Hannover: Gegen den ehemaligen niedersächsischen Regierungssprecher Glaeseker und den Veranstalter Schmidt wird das Hauptverfahren wegen Bestechlichkeit beziehungsweise Bestechung eröffnet. Prozessbeginn in Hannover soll der 9. Dezember sein.

Es wird also im kommenden Advent eine Menge Trubel herrschen im Justizgebäude der Landeshauptstadt, denn dort wird ja bereits ab Anfang November dem früheren Chef von Glaeseker, dem ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff, der Prozess wegen Vorteilsannahme sowie dem Berliner Filmproduzenten David Groenewold wegen Vorteilsgewährung gemacht.

Für die Staatsanwaltschaft Hannover, die die Ermittlungen in beiden Fällen geführt hat, gehört das alles offenbar untrennbar zusammen, zumindest erweckt sie den Anschein in ihrer Pressemitteilung.

Der Beschluss der 3. Großen Strafkammer, schreibt die Ermittlungsbehörde, bestätige "erneut die Auffassung der Staatsanwaltschaft, wonach es im Umfeld des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff mit hinreichender Sicherheit zu Korruptionsstraftaten gekommen ist". Der Kommentar zur Anklagezulassung Glaeseker/Schmidt endet mit dem Hinweis, dass "auch eine Verurteilung des Angeklagten Wulff wegen Bestechlichkeit weiterhin möglich" sei. Die 2. Große Strafkammer hatte dagegen in ihrem Beschluss zu Wulff eine solche Verurteilung eher ausgeschlossen, da der Vorwurf wohl nicht zu beweisen sei.

"Fast familiäre Verhältnisse"

Dem Angeklagten Glaeseker wirft die Staatsanwaltschaft vor, vom Event-Manager Schmidt Gratisflüge und Ferienaufenthalte im Wert von 12.000 Euro angenommen und als Gegenleistung in seiner Rolle als Staatssekretär Sponsoren für Schmidts Großveranstaltung "Nord-Süd-Dialog" geworben zu haben. Zwischen 2007 und 2009 habe Glaeseker mehrmals in den Anwesen von Schmidt in Spanien oder Frankreich gratis geurlaubt.

Die Anwälte Glaesekers bestreiten naturgemäß, dass es sich bei der niedersächsischen Staatskanzlei unter Wulff und dessen ehemals engstem Vertrauten Glaeseker um einen korrupten Sumpf gehandelt haben könnte. "Zu keinem Zeitpunkt stand die Lauterbarkeit der öffentlichen Verwaltung infrage", teilten die Verteidiger mit. Das Engagement Glaesekers habe "allein dem Land Niedersachsen, Hannover und dem damaligen Ministerpräsidenten" gegolten.

Glaeseker und dessen Frau Vera seien schon seit Mitte der Neunzigerjahre so eng mit dem Party-Veranstalter Schmidt befreundet, dass "fast familiäre Verhältnisse" bestünden. Die allein seien der Grund für die Besuche gewesen.

Oberschnulli, Generalfeldschnulli und Knödel

Die Staatsanwaltschaft ist in ihrer 132-seitigen Anklage dagegen davon ausgegangen, dass Glaeseker die Sponsoren für den Nord-Süd-Dialog - eine Promi-Sause der Länder Niedersachsen und Baden-Württemberg unter der Schirmherrschaft der damaligen Regierungschefs Wulff und Oettinger (CDU) - aus Eigennutz angeworben hat, um dafür von Schmidt eingeladen zu werden. Der Event-Veranstalter hatte an der von ihm erfundenen Länder-Party sehr gut verdient.

Die Hauptverhandlung gegen Glaeseker muss sich also - ähnlich wie bei Wulff - damit beschäftigen, wo bei Amtsträgern Freundschaft aufhört und Käuflichkeit anfängt. Der frühere Regierungssprecher Glaeseker, der Wulff auch nach Berlin folgte, als der CDU-Politiker zum Bundespräsidenten aufstieg, nannte Schmidt in E-Mails "Schnulli" oder "Oberschnulli", Glaeseker selbst war der "Generalfeldschnulli". Wulff kam als "Knödel" vor, wegen seiner knödelig gepressten Reden.

Inzwischen ist das Verhältnis von Wulff und Glaeseker abgekühlt, vor allem nachdem Wulff behauptet hatte, er habe von den Urlauben seines Sprechers nichts gewusst. Die Glaeseker-Seite sagt dagegen, Wulff und der damalige Staatskanzlei-Chef Lothar Hagebölling seien stets informiert gewesen.

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