Süddeutsche Zeitung

Ex-Geheimagent Mauss:Einmal den Papst retten? Macht 2,5 Millionen Euro

  • Der Geheimagent Werner Mauss steht seit einem Jahr wegen Steuerhinterziehung vor Gericht. Nun hat der Angeklagte eine persönliche Erklärung verlesen.
  • Von den Millionen auf seinen Konten habe er unter anderem einen Palmenstrand nachbauen lassen und das Leben des Papstes gerettet, der vergiftet worden sei, erklärte Mauss.
  • Ein Urteil wird am kommenden Montag erwartet.

Von Ralf Wiegand, Bochum

Ein ganzes Jahr lang hat er keine Rolle gespielt, der deutsche Papst, er passte einfach nicht rein ins Wirtschaftsstrafverfahren gegen Werner Mauss. Der berühmteste deutsche Geheimagent, 77 Jahre alt, steht wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung vor Gericht und hat, um seine enorme Bedeutung für die Sicherheit und den Frieden in diesem und in vielen anderen Ländern zu belegen, schon viele bunte Geschichten in dem eher nüchternen Bochumer Justizgebäude erzählt. Nur die heißeste, die mit dem Papst a. D., die schlummerte bisher noch in den Akten. Bis jetzt.

Nun also, am mutmaßlich drittletzten Verhandlungstag, hat auch Benedikt XVI. den Weg in Saal C 247 des Landgerichts gefunden, indirekt wenigstens. Ursprünglich sollten die Verteidiger des deutschen 007 am Montag ihre Plädoyers halten, nachdem die Staatsanwaltschaft vor zwei Wochen sechs Jahre und drei Monate Haft für Mauss gefordert hatte.

Doch die Plädoyers wurden verschoben wegen einer persönlichen Erklärung des Angeklagten. Und da kommt nun der deutsche Papst ins Spiel.

Mit den Millionen auf seinen diversen Konten habe er mitnichten, wie von der Anklage behauptet, seinen luxuriösen Lebensstil bezahlt, sondern die Kosten für seine weltweiten Operationen bestritten, ließ Mauss wissen. Betriebsausgaben, die bisher im Verfahren en détail noch keine Rolle gespielt hätten, wie Mauss im Plädoyer der Staatsanwaltschaft bemerkt habe. Das musste korrigiert werden.

Schon in seinen sehr umfangreichen Erklärungen während des Ermittlungsverfahrens hatte Mauss schriftlich ausführlich dargelegt, wie eng der ehemalige Papst mit ihm verbunden sei: Er habe ihm, nun ja, nicht weniger als sein Leben zu verdanken. Also der Papst sein Leben dem Agenten Mauss. Mauss habe erfahren, dass eine Geldwäsche-Mafia Ratzinger, so der bürgerliche Name des Papstes, nach dem Leben trachte und bereits eine perfide Vergiftungsaktion in Gang gesetzt habe, die den Papst schon erkennbar geschwächt habe. Doch er, Mauss, habe persönlich dafür gesorgt, dass das Komplott gestoppt, die Ernährung umgestellt, der Papst gerettet, und, sogar das, von den bereits eingetretenen Vergiftungsschäden vollständig genesen sei. Unbestritten lebt Joseph Ratzinger heute noch. Warum wohl? Eben.

Nun ließ Mauss das Gericht auch wissen, wie sich diese schutzengelhafte Heldentat betriebswirtschaftlich niedergeschlagen habe: "Maßnahmen zur Rettung des Papstes", trug sein Verteidiger als Rechnungsposten vor, "2,5 Millionen Euro".

Mauss will einen Waffenschmuggel in Särgen aufgedeckt haben

Dafür habe er das Geld ausgegeben, das ihm ein Geheimbund zur Vefügung gestellt habe - nicht für Ferraris, Reitpferde oder teure Weihnachtsfeiern, wie ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft. Für Verhandlungen zwischen Vertretern der Volksrepublik China und solchen des Vatikans habe er aus Diskretionsgründen einmal die gesamte 1. Klasse eines Flugzeugs anmieten müssen. Kostete sechsstellig.

Ein anderes Mal habe er einen Opernsänger in einem Gefängnis auftreten lassen, in dem ein Informant inhaftiert war. Es flossen "Aufwandsentschädigungen" für Vollzugsbeamte. Wieder ein anderes Mal will er in einem Konferenzsaal eines Frankfurter Hotels einen Palmenstrand nachbauen haben lassen, mit echtem Sand, um dort den Beschluss einer Waffenruhe mit Rebellen fürs thailändische Fernsehen zu inszenieren, "möglichst lebensecht". Kostete Hunderttausende. Einen Waffenschmuggel in Särgen deckte er angeblich auf, indem er Leichenwagen mit GPS-Sendern verwanzte und verfolgen ließ.

Bezahlt wurde das alles von Werner Mauss, aus dem Vermögen des mysteriösen Geheimbundes. Sagt Werner Mauss.

Belege für die Ausgaben gibt es naturgemäß nicht

Er habe nicht schon früher in dem seit einem Jahr laufenden Verfahren darüber reden können, sagte Werner Mauss in einer Verhandlungspause gegenüber der SZ, weil er doch glaubte, dass all die Operationen, die er dann offenlegen müsste, geheim seien. "Höchstens 45 Prozent" der ganzen Wahrheit könne er dem Gericht präsentieren. Würde er mehr erzählen, würde das sein Leben und das seiner Familie gefährden, und zwar sofort.

Belege für die Ausgaben (Mauss: "Supergeheime Operationen sind nicht enthalten") gibt es naturgemäß nicht. Agenten arbeiten eher weniger auf Rechnung, und auch der emeritierte Papst hat keine Quittung über die Kosten für seine Lebensrettung ausgestellt.

Den Richtern geht es jetzt ein bisschen wie den Menschen in der Kirche, sie können die Geschichten dort glauben oder nicht. Ihr - allerdings sehr weltliches - Urteil wird die zweite große Wirtschaftsstrafkammer voraussichtlich am kommenden Montag sprechen

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