Prozess gegen Viktor Bout"Händler des Todes" muss 25 Jahre ins Gefängnis

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In den explosivsten Krisenregionen der Welt hat er Millionen verdient - nun muss der berüchtigte Waffenhändler Viktor Bout für 25 Jahre ins Gefängnis. Seinen letzten Termin vor Gericht nutzte er für einen dramatischen Auftritt.

Der russische Waffenhändler Viktor Bout muss 25 Jahre in Haft. Ein US-Bundesgericht in New York verkündete die Mindeststrafe für den als "Händler des Todes" bekannten früheren Sowjetoffizier. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft gefordert. Er galt als einer der meistgesuchten Waffenhändler der Welt.

Der berüchtigte Waffenhändler Viktor Bout wurde zur Mindeststrafe von 25 Jahren Haft verurteilt.
Der berüchtigte Waffenhändler Viktor Bout wurde zur Mindeststrafe von 25 Jahren Haft verurteilt. (Foto: dpa)

Richterin Shira Scheindlin begründete das geringe Strafmaß damit, dass die Bout zur Last gelegten Straftaten nur durch eine verdeckte Operation der US-Behörden ausgelöst worden seien, die vor vier Jahren zur Festnahme in Thailand geführt habe. Der 45-Jährige war bereits im November schuldig gesprochen worden. Laut Staatsanwaltschaft wollte Bout einer lateinamerikanischen Guerillaorganisation für 20 Millionen Dollar Boden-Luft-Raketen verkaufen, die damit US-Hubschrauber abschießen und Amerikaner töten wollten.

Weil es keinen Beweis dafür gebe, dass Bout die Straftaten auch ohne die verdeckte Operation geplant hätte, sei nach dem Schuldspruch einer Geschworenen-Jury wegen terroristischer Aktivitäten die Mindeststrafe von 25 Jahren angemessen. Für drei andere Delikte, darunter die Verschwörung zur Tötung von Amerikanern, bekam er jeweils 15 Jahre. Die Strafen werden nicht addiert. Zudem ordnete das Gericht eine Geldstrafe von 15 Millionen Dollar an.

Bout ist bereits seit seiner Verhaftung in Thailand im Gefängnis, 2010 wurde er an die USA ausgeliefert. Seine Anwälte hatten erklärt, der 45-Jährige sei kein Terrorist und die Aufhebung der Geschworenen-Entscheidung gefordert.

"Ich hatte nie vor, jemanden zu töten"

Als Bout vor der Verkündung des Strafmaßes das letzte Wort erteilt wurde, sagte er: "Ich bin nicht schuldig. Ich hatte nie vor, jemanden zu töten oder Waffen zu verkaufen." Bereits während des Schlussplädoyers des Staatsanwalts hatte er gerufen: "Das ist eine Lüge!"

Bout war in mehreren UN-Resolutionen namentlich verurteilt worden. Auch die internationale Polizei jagte den Mann, der Grundlage für den Hollywoodfilm "Lord of War - Händler des Todes" war. "Sie waren ein weltbekannter Waffenhändler, der die schlimmsten Regime der Welt versorgt hat", sagte Richterin Scheindlin bei der Urteilsbegründung. Die blutigen Konflikte im Kongo, in Ruanda, Sierra Leone, Angola und anderen Ländern habe er mit Waffen beliefert, dank der Kontakte, die der frühere Sowjetoffizier in seiner Dienstzeit in Afrika hatte. Zwar sei es Bout nicht primär darum gegangen, Menschen zu töten, sondern ums Geld. "Die Menschen waren ihm einfach egal. Er war skrupellos", sagte Scheindlin.

Bout hatte sich eigentlich schon zur Ruhe gesetzt. Ein Multimillionendeal lockte ihn aber noch einmal aus seiner Villa in der Nähe von Moskau. Seine Kunden, angebliche kolumbianische Rebellen, waren allerdings amerikanische Bundesagenten. Die Männer saßen bei der Urteilsverkündung im Publikum, nur Meter von Bouts Frau entfernt. Bout drehte sich zu den Agenten um, zeigte mit dem Finger auf sie und rief: "Gott weiß, dass ich Recht habe. Sie müssen mit dieser Wahrheit leben. Mag Gott Ihnen verzeihen!"

Russland kritisiert Urteil als "unbegründet und parteiisch"

Moskau hat das Urteil als "unbegründet und parteiisch" kritisiert. Die US-Justiz habe einen klaren politischen Auftrag gehabt und sei voreingenommen gewesen, teilte das Außenministerium mit. Russland werde mit allen legalen Mitteln versuchen, Bout in die Heimat zu holen. Das Urteil könne sich negativ auf die Beziehungen zwischen Russland und den USA auswirken, warnte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma, Alexej Puschkow.

Bouts Ehefrau bezeichnete das Urteil als Sieg für ihren Mann. Es sei eine Bankrotterklärung der Anklage, dass er lediglich zur Mindeststrafe verurteilt worden sei, sagte Alla Bout nach Angaben russischer Medien. Sie forderte Russland auf, ihren Mann nach Hause zu holen. Der Verteidiger des früheren Sowjetoffiziers kündigte Berufung an.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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